Was für eine Stimme, was für eine Eleganz, was für eine Frau: Das Konzert von Lura im Rahmen von „Over the Border“ ist ohne Zweifel ein weiterer Höhepunkt des beliebten Weltmusikfestivals, das in diesem Jahr schon für einige Überraschungen gesorgt hat. Zugegeben, letzteres trifft auf die charismatische Sängerin eigentlich nicht zu, immerhin wird sie schon seit einigen Jahren als Erbin von Cesária Évora angesehen – die Erwartungen sind also dementsprechend groß. Doch für die 48-Jährige ist es kein Problem, selbigen gerecht zu werden. Kaum betritt sie die Bühne, wird es magisch, mystisch, einzigartig, schon alleine weil Lura über eine Aura der Ehrfurcht verfügt, weil sie die Heimat ihrer Vorfahren im Blut und ihre Seele auf der Zunge trägt, weil sie verführerischer tanzen kann als Salome – und weil ihre Stimme so unglaublich warm und samtig, kraftvoll und zärtlich von Lebensfreude und Saudade zu singen vermag.
Dementsprechend ist die Harmonie auch gut gefüllt, nicht zuletzt von vielen Portugiesen, mit denen sich Lura, aufgewachsen in Lissabon, angeregt in ihrer Landessprache unterhält und dabei sichtlich strahlt. Doch auch jene, die des Portugiesischen nicht mächtig sind, bedenkt Lura in ihren Moderationen. Und sobald sie zu singen beginnt, ist eh jedes weitere Wort überflüssig. Ihre Musik geht ohne Umwege ins Herz und in die Beine, anregend und pulsierend. Lura erzählt von starken Frauen, von Selbstbehauptung und von der Liebe zu sich selbst, von einer Welt ohne Rassismus und von einer des Miteinanders. Letzteres kommt unter anderem in „Cetam“ zum Ausdruck, einem Lied, das Lura einst zusammen mit Angelique Kidjo aufgenommen hat. Darauf ist sie zu Recht stolz, ebenso wie auf „Moda Bô“, ihr Duett mit Cesária Évora. Diese ist 2005 auf Lura aufmerksam geworden und hat sie kurzerhand zu einer gemeinsamen Tournee eingeladen. Das war der Ritterschlag.
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