„Games in Concert“: Nicht nur für Nerds

Filmmusik zu spielen, ist für Orchester längst keine Seltenheit mehr, zumal damit ein Publikum in die Konzertsäle gelockt wird, das für klassische Musik nur bedingt empfänglich ist. Der Soundtrack von Computerspielen steht dagegen so gut wie nie auf dem Spielplan, obwohl auch diese zum Ziel hat, die Wahrnehmung bestimmter Sequenzen zu verstärken und die Handlung auf dem Bildschirm um eine zusätzliche Ebene zu erweitern. Nun hat sich das Beethoven Orchester Bonn des Genres angenommen – und sich dabei nicht lumpen lassen. Neben dem Klangkörper selbst, das diesmal auch über einen Rock-Kern mit E-Gitarre und Schlagzeug verfügt, standen im ausverkauften Telekom Forum mit Vox Bona sowie Bonn Voice gleich zwei Chöre auf der Bühne; hinzu kam Gast-Sängerin Aisling McGlynn, Mitglied der irischen Vokalformation Anúna und seit einigen Jahren als Solistin erfolgreich. Geleitet wurde der Abend von der furiosen Eímear Noone, eine der weltweit führenden Komponistinnen und Dirigentinnen von Spielemusik.

Schon der Auftakt, eine Suite aus dem Online-Spiel „World of Warcraft“, erwies sich als opulentes Klangfeuerwerk, gefüllt mit heroischem Pathos und enormer Dynamik. Kein Wunder angesichts der epischen Geschichte, die im Spiel erzählt wird – ein Prinzip vieler vergleichbarer Titel. Auch die Suite von „Dragon Age: Inquisition“ folgte diesem Schema, ebenso wie ein weiteres Stück aus „World of Warcraft“, das von Noone selbst komponierte „Malach, Angel Messenger“, das in einigen ruhigeren Passagen dem klagenden Ton einer Duduk Raum ließ.

Bei der Zusammenstellung des Programms hatte sich Noone natürlich zum Teil von persönlichen Vorlieben leiten lassen, gleichzeitig aber versucht, die ganze Bandbreite der Spielemusik zu präsentieren. So setzte eine Suite aus „Fortnite“ auf wuchtige E-Gitarren und einen Metal-Ansatz, ein Nintendo-Medley mit Reminiszenzen an „Super Mario World“ und „Legend of Zelda“ auf kecke Melodien (und das Nostalgie-Gefühl der Gamer-Gemeinde), sowie „The Last of Us“ mit der melancholischen Ballade „All Gone“ auf berührende Cello-Töne. Auch das „Lullaby of Woe“ aus der düsteren „Witcher III“-Erweiterung „Blood and Wine“ begeisterte, nicht zuletzt wegen Aisling McGlynn, die mit ihrer hauchigen Stimme vor allem in den Altlagen für Gänsehaut sorgte – in den Höhen (etwa bei „Memories of my Soul“ aus Chrono Cross“) erschien sie dagegen mitunter ein wenig dünn. Beim großen Finale mit „Legends Never Die“ konnte sie dagegen noch einmal alles geben, ebenso wie der Chor und das starke Orchester. Das Publikum bedachte alle Beteiligten mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem Applaus.

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