Ein bisschen irre ist Jan Philipp Zymny schon. Na gut, mehr als ein bisschen. Der gehobene Blödsinn, den der 30-Jährige im Rahmen seines aktuellen Programms „Quantenheilung durch Stand-Up-Comedy“ im Laufe von gut zwei Stunden verzapft, passt letztlich auf keine Kuhhaut. Doch es ist die Kunst Zymnys, dies alles in einen ebenso absurden wie komischen Abend zu transformieren, der mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Im Pantheon hat er nun Geschichten aus seinem Leben erzählt, bei denen er es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt – und hat gleichzeitig einige sehr ernste Themen angeschnitten, die ganz bewusst nicht lustig sind. Aber wichtig.
Noch vor zwei Jahren wären gewisse Passagen von Zymnys neuem Programm undenkbar gewesen. Damals hatte er sich noch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, erwachsen zu werden, hat sich am Absurden
festgeklammert und sein Leben mit Surrealität geflutet. Zugegeben, gleichzeitig hatte der Prix-Pantheon-Sieger von 2016 angefangen, sich mit der Politik auseinanderzusetzen und gesellschaftliche
Missstände zu kritisieren, doch erst jetzt ist ihm all das in Fleisch und Blut übergegangen, dass er zum einen tiefer gehen kann und zum anderen nicht länger vorgefertigte Texte als Gerüst
benötigt. Einzige Ausnahme: Der Besuch beim Gebrauchtwagenhändler, der zwar inhaltlich die Wahrheit „orthogonal schneidet“, Zymny aber durchaus so hätte passieren können und den er zum Anlass
nimmt, über tradierte Geschlechterbilder zu sprechen, die in starren Gerüsten verharren und so manche abstruse Vorstellung kolportieren. Warum müssen sich Männer zum Beispiel unbedingt für Auotos
interessieren? Warum dürfen Frauen das nicht? Und warum glauben Männer an diese Einteilung, während sie gleichzeitig überzeugt sind, dass sie mit kraftstrotzenden PS-Bolliden bei Frauen Eindruck
schinden können? Ist das nicht absurd? Das könnte sich selbst Jan Philipp Zymny nicht besser ausdenken.
Ohnehin sind derartige Zuschreibungen für Zymny im besten Falle irritierend. Zum Teil mag das daran liegen, dass er selbst schnell in eine Schublade gesteckt wird, sobald er gesteht, dass er
nicht nur an ADHS leidet, sondern auch Autist ist. Dass er dennoch einer Bühne hervorragend zurecht kommt, irritiere viele, gesteht er und ist dabei weit weg von jeglichem Blödsinn. „Ich mache
jeden Abend das gleiche, rede nur über Dinge, die mich interessieren und ich bin der Einzige, der reden darf – wie geil ist das denn“, sagt er erklärend und ist gerade weit weg vom Poetry Slam
und auch von der Stand-Up-Comedy. Das ist neu, und das ist gut. Der alte Quatschmacher, der unter anderem von Fernsehserien auf den Drogenkonsum ihrer Produzenten schließt, ist immer noch
vorhanden, aber er hat neue Schichten erhalten und ist als Künstler gewachsen. Mehr kann man sich für einen Kabarettisten nicht wünschen.
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