Die Pointen sind kurz an diesem Abend. Kurz und knapp, oftmals nicht viel mehr als zymnyeske Miniaturen, die mit viel Pathos angekündigt werden und dann scheinbar viel zu früh enden. Oder viel zu spät, je nachdem. Denn Robert Alan gehört nun einmal nicht zu jenen, die das Spiel mit der Erwartung in Perfektion beherrschen. Was allerdings nicht an mangelndem Willen liegt, sondern eher an unglücklichem Timing und vor allem an einer oftmals fehlenden Linienführung. Wo will er hin mit seinen Hip-Hop-Liedern, seinen abstrusen Plastiktüten-Choreographien und seinen in der Luft hängenbleibenden Gags? Diese Frage bleibt zumindest bei dem Auftritt des 38-Jährigen in der Pantheon-Lounge bis zum Ende offen und gibt das Programm der Beliebigkeit preis. Was schade ist, weil Alan mehr könnte. Wenn er denn wollte.
Dabei sind die Ausgangsvoraussetzungen gut. Das Publikum ist ihm durchaus gewogen, redet nur zu gerne mit ihm und öffnet sich in einer Weise, die alles andere als selbstverständlich ist. Drei
junge Damen outen sich als Polizistinnen, eine weitere als leidenschaftliche Kifferin und ein älterer Herr als Grönlandreisender zu Besuch in einer Fischabfallfabrik. Tja, die besten Pointen
schreibt eben immer noch das Leben. Dagegen kommt Alan nicht immer an. Der Prix-Pantheon-Finalist 2022 erzählt stattdessen von der Kraft des Blues, dem Hang zu Gras und seiner Erinnerung an die
Flucht aus der DDR, die er als Dreijähriger mit Hilfe eines Breilöffels für sich und seine Eltern möglich machte, um endlich so zu leben, wie es Neal Young in „Keep on rocking in the free world“
vormachte. Zugegeben, letzteres war durchaus unterhaltsam – aber eben auch eine der längsten zusammenhängenden Passagen des gesamten Auftritts, zumindest von Seiten Alans. Am anderen Ende des
Spektrums stehen dagegen übrigens dessen angebliche Sex-Abenteuer, in die er mit billigen Heap-Hop-Beats einführt, sie aber letztlich ohne ironische Brechung stehen lässt und dabei so wirkt wie
ein prolliger Teenager aus einem x-beliebigen Kiez, der mit seinen Eroberungen prahlt. Braucht man nicht.
Von der vermeintlichen „Prime Time“, in der Robert Alan sich wähnt, ist daher nicht immer etwas zu spüren. Allerdings mag das auch daran liegen, dass dieser sein neues Material noch nicht
verinnerlicht hat und zudem bei seinem Effekt- und Playback-Gerät immer wieder nach dem richtigen Track suchen muss, was jede Dynamik einer Pointe kategorisch annihiliert. Das Leben am Limit,
dass Alan für sich in Anspruch nimmt, erlaubt so oft nur Lachen am Abgrund der Irrelevanz, zumindest bis der verhinderte Kleinstadtrapper und Großstadt-Songwriter wieder die Kurve kriegt.
Immerhin: Das Publikum bleibt ihm treu. Das ist schon mal ein Anfang.
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