Max Mutzke & Friends: BAP im Chor

Ein Ständchen für Max Mutzke, inklusive einer Lektion in bestem Kölsch: Das hatte der 42-Jährige sicherlich nicht erwartet. Dabei dürfte der charismatische Sänger, der regelmäßig im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ nach Bonn kommt und dabei immer wieder spannende Überraschungsgäste mitbringt, doch eigentlich inzwischen wissen, dass das Publikum in der Bundesstadt für ihn eine ganz besondere Zuneigung hegt. Immerhin kann er sich seit nunmehr neun Jahren auf ein ausverkauftes Haus freuen – und seine Fans auf einzigartige Konzerte. Insofern war ein tausendstimmiger Chor, der inbrünstig „Verdamp lang her“ sang und damit Mutzkes hochdeutsche Übersetzung überflüssig machte, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, insbesondere an Karnevalssonntag. Umso schöner, wenn es Max Mutzke sprachlos machte. Und Stefanie Heinzmann zu Freudentränen rührte.

Die 34-Jährige, wie Mutzke ein „Kind“ von Stefan Raab, wurde in der Bonner Oper mit einem ebenso euphorischen Applaus begrüßt wie zuvor der Gastgeber des Abends. Kein Wunder also, dass sie sich sofort wohlzufühlen schien, völlig losgelöst über die Bühne tanzte und mit ihrer Power-Stimme ein Highlight ans nächste reihte. Dabei beschränkte sich das Repertoire allerdings ganz bewusst auf Cover-Songs: Im Mittelpunkt standen handverlesene Hits aus Mutzkes Geburtsjahr 1981, darunter „Don’t Stop Believing“, „Urgent“ und „Super Freak“, nicht alle gleichermaßen bekannt, aber dafür mit unglaublich viel Leidenschaft dargeboten. Mutzke und Heinzmann wechselten sich im Rampenlicht ab, der oder die jeweils andere gesellte sich zu den beiden fulminanten Background-Sängern Fontaine Burnett und Johannes Papilaja oder ließen die beiden letztgenannten einfach mal machen. Dabei lag die Messlatte von Anfang an unfassbar hoch: Ausgerechnet „Under Pressure“, ausgerechnet Queen UND David Bowie, und das zu Beginn eines Konzerts? Ja. Und das war gut so. Schließlich wurde so von vornherein klar, dass sich Hinsetzen eigentlich nicht lohnt. Zuhören und mittanzen aber schon.

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Im Gegensatz zu den anderen Konzerten von „Max Mutzke & Friends“ war dieser Abend kein Unikat: Bereits im vergangenen Oktober hatte er die Show in Monheim präsentiert, in Bonn gab es „nur“ die Zweitverwertung. Was für ein Glück, denn diese gut zwei Stunden wird wahrscheinlich niemand, der da war, missen wollen. Mutzke und Heinzmann waren in Bestform, die Band im Hintergrund war – ergänzt um drei Bläser der Heavytones – so stark wie nie, die Stimmung war überragend und das Publikum so enthusiastisch wie noch nie. Schon bei „In the Air Tonight“ erwiesen sie sich laut Heinzmann als „der coolste und der beste Chor der Welt“ – und dann kam „Verdamp lang her“, mit dem bereits erwähnten Moment, der für alle Beteiligten unvergessen bleiben dürfte. Was für ein Moment. „Bei meinen eigenen Songs ist mir das noch nie passiert“, gestand Mutzke hinterher, während Stefanie Heinzmann sich ein Tränchen aus den Augen wischte, bevor sie zum Finale ansetzte, ausnahmsweise mit einem Song, der nicht von 1981 war, der aber einst ihr Leben veränderte: „Only So Much Oil in the Ground“, jene „Tower of Power“-Nummer, mit der sie einst Stefan Raabs Casting-Show SSDSDSSWEMUGABRTLAD gewann. Auch Max Mutzke wählte mit „New York State of Mind“ ein älteres Lied, das er allerdings nach einem missglückten Einsatz mittendrin abbrechen musste und neu ansetzte. So etwas passiert eben auch den Besten. Das Publikum war dennoch restlos begeistert, bedankte sich mit stehenden Ovationen – und wurde zum Dank Zeuge einer Weltpremiere. Erstmals spielte Mutzke „Forever Strong“ live, jenen Song, mit dem er 20 Jahre nach seiner ersten Teilnahme am Eurovision Song Contest erneut für Deutschland antreten möchte. Dafür holte er extra den Jazz-Pianisten und Co-Komponisten Simon Oslender aus dem Publikum auf die Bühne und bewies, dass er durchaus gute Chancen hätte haben können, an seinen damaligen Erfolg anzuknüpfen (2004 belegte er Platz 8) – leider unterlag er im Finale des deutschen Vorentscheids dem ehemaligen Straßenkünstler Issak.

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