17 Hippies: Die halbe Welt in einer Band

9000 Nächte, so lange muss eine Band erst einmal durchhalten. Die 17 Hippies haben das geschafft. Mehr noch: Das mittlerweile zehnköpfige Berliner Weltmusikorchester hat die Zahl, mit der es eigentlich 2020 sein 25. Jubiläum feiern wollte, längst übertroffen und ist inzwischen fünfstellig geworden, mit 10.000 Abenden im Zeichen von Polka und Chanson, Tango und Bluegrass, Klezmer und Ska und allem, was für gute Laune sorgt. Jetzt sind die Hippies in die Harmonie gekommen – und bringen den ganzen Saal zum Tanzen.

Die wilde Mischung der 17 Hippies, die ihre Wurzeln in den Musiktraditionen der halben Welt hat, ist ebenso zeit- wie grenzenlos. Und sie ist ansteckend, geht vom Ohr aus direkt in die Beine, nicht zuletzt weil die Melange nicht verkopft oder bemüht wirkt, sondern vielmehr organisch. Das ist die wahrscheinlich größte Leistung der Band und einer der Hauptgründe für ihren Erfolg. Hinzu kommt natürlich ihr Geschick mit eingängigen Melodien, etwa bei dem Klassiker „Marlene“ oder bei dem hypnotischen, pulsierenden Instrumentalstück „Jovano Jovanke“, das immer wieder neue Akzente bekommt, neue Facetten in den Fokus bringt und doch nie abdriftet. Ohnehin sind die Kompositionen ohne Text am vielseitigsten, am buntesten – und am tanzbarsten. Während die eher gradlinigen Lieder oft eine leichte Melancholie ausstrahlen, brodeln die Instrumental-Stücke vor Lebensfreude, sind spritzig und explosiv, wild und leidenschaftlich. Dabei haben beide Ausprägungen ihre Berechtigung. Schließlich brauchen auch die 17 Hippies ab und zu eine kleine Verschnaufpause, selbst auf der „Insel des Glücks“, wie sie Bonn nennen. Gleiches gilt für das Publikum, das immerhin auch ab und zu mal mitsingen möchte und von Frontfrau Kiki Sauer unter anderem bei „Jolies Filles“ nur zu gern die Gelegenheit dazu erhält.

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Rund zweieinhalb Stunden feiern die 17 Hippies mit der Menge eine ausgelassene Party, auf der jeder Stil (und jeder weltoffene Mensch) willkommen ist. Natürlich wird dabei viel Material vom aktuellen Album „9000 Nächte“ gespielt, das die Band übrigens nicht als physikalische Kopie vertreibt, sondern als App, mit der man 17 Originaltitel mit einem Elektro-Remix und Fassungen eines Filmmusikkomponisten mischen kann – ein einzigartiges, innovatives Konzept, das den Geist der Hippies treffend auf den Punkt bringt. Eine tolle Idee, auch wenn die Band live noch zehnmal besser ist, so wie in der Harmonie. So ist es fast schon traurig, als die Band nach mehreren Zugaben noch ein letztes Mal kommt, um Adieu zu sagen. Aber gut: Mit etwas Glück ist der Abschied nicht von Dauer.

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