„Böse Zungen“: Chaos, Sex und Knuddelbär

Wer lästert, kommt weiter. Und wer verwirrt ist ebenso. Zumindest gilt dies für den Comedy-Contest „Böse Zungen“, der jetzt erstmals in der Lounge des Pantheons abgehalten wurde: Sechs Kandidatinnen und Kandidaten traten in diesem Format in zwei Gruppen gegeneinander an, und die zwei besten, vom Publikum auserkorenen Comedians durften im Finale noch einmal ihr Können in die Waagschale werfen. Was sich in diesem Fall auf einen selbst geschriebenen Porno beschränkte und auf den Versuch, überhaupt mal anzufangen. Was deutlich unterhaltsamer war, als es sich jetzt liest. Zumindest zum Teil.

Moderator Djavid hat den Comedy Contest, den er schon seit einiger Zeit in Köln organisiert, nach Bonn geholt und will ihn in der Bundesstadt als Sprungbrett für aufstrebende Talente etablieren. Das Interesse des Publikums könnte diese Vision Wirklichkeit werden lassen, auch wenn sich das Format noch ein wenig einschleifen muss. Vor allem Djavid selbst redet noch zu viel und sagt zu wenig, dreht sich im Kreis und kommt nur langsam zum Punkt. Derweil müssen sich die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler mit gerade einmal sieben Minuten pro Auftritt begnügen, obwohl man von manchen gerne mehr hören würde. Etwa von Kevin Knautz, dem selbstgestrickten Knuddelbär aus Köln, der mit seiner Homosexualität kokettiert und dabei überaus sympathisch wirkt, auch wenn er am Ende ein wenig zu ordinär wird. Das ist aber noch gar nichts gegen Hanna Eschenhagen, die aus ihrem Buch vorliest – einem literarischen Porno, in dem unter anderem ein groteskes Wrestling-Match (eine Art Rollenspiel) ausführlich beschrieben wird, natürlich mit entsprechendem Vokabular. In seiner Direktheit ähnelt dies einem Auftritt von Lisa Eckhart, in seiner sprachlichen Qualität ist es dagegen meilenweit entfernt. Dennoch begeistert das Duell von Naughty Nele und Powerpinch Paul das Publikum so sehr, dass es die Autorin ins Finale wählt, während sowohl Knautz als auch die fünffache Mama Katharina Block, deren Thema angesichts dieser Charakterisierung auf der Hand liegen dürfte, den Kürzeren ziehen.

Der zweite Finalist steht zu diesem Zeitpunkt schon fest: Der Bonner Simon Slomma, der zuletzt mehrfach den erkrankten Quichotte als Moderator des Poetry-Slams „Raus mit der Sprache“ vertreten hat und der sich bei dem Versuch, mit seinem ersten Lied zu beginnen, rettungslos verheddert (Achtung: Das Chaos ist Programm), hat mit seiner Leichtigkeit das Publikum innerhalb kürzester Zeit auf seine Seite gezogen und gewinnt am Ende auch den ganzen Wettbewerb. Der ehemalige Polizist Dennis Boyette, der seine geringe Körpergröße und seine Einsatzerfahrung in zahlreichen Anekdoten aufbereitet, sowie Johann Theisen, der sich selbst als weißen Zwilling von Mike Tyson ankündigt und mit zahlreichen mäßigen Wortspielen, aber ohne klare Struktur keinen Blumentopf gewinnen kann, sind dagegen nach der ersten Runde raus. Ganz außer Konkurrenz hat übrigens zudem zu Beginn des Abends Vera Deckers mit ein paar launigen Pointen für Begeisterung gesorgt.

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