Billy Gibbons: Rockender Rauschebart

Wenn Billy F. Gibbons in die Saiten haut, tost der Bluesrock durch den Saal. Der 73-Jährige ist eine Ikone, nicht nur wegen seiner Brillanz an der Gitarre, sondern auch weil er als Mitglied von ZZ Top seit über 40 Jahren (spätestens seit der Veröffentlichung des 1983er Albums „Eliminator“) wie nur wenige andere besagtem Genre ein Gesicht verleihen. Eines, das aus einem Stetson besteht, aus einer Sonnenbrille und natürlich aus dem unverwechselbaren Rauschebart. Nach dem Tod seines ewigen Kollegen und Co-Barts Dusty Hill vor zwei Jahren sowie dem Abschluss der ZZ-Top-Tour mit dem langjährigen Gitarren-Techniker der Band (ein expliziter Wunsch Hills) ist Gibbons nun mit seinem Trio The BFGs unterwegs – so auch im Carlswerk Viktoria.

Einen großen Unterschied zwischen ZZ Top und Gibbons’ Solo-Projekt gibt es nicht, insbesondere da die karibisch angehauchten Songs von „Perfectamundo“ vollständig fehlen. Mehr noch: Die Nummern aus eigener Feder kann man an einer Hand abzählen, obwohl Gibbons durchaus mehr in petto hätte. Das neueste Album „Hardware“ ist immerhin gerade einmal zwei Jahre alt, wird aber trotzdem mit zwei Songs abgefrühstückt und dann weggepackt. Schließlich weiß Gibbons, was das Publikum wirklich will, und der Kunde ist nun einmal auch in der Musik König. Und so kommt es, wie es kommen muss: The BFGs werden in weiten Teilen zur Coverband. „Got Me Under Pressure“, „Gimme All Your Lovin’“, „Sharp Dressed Man“, „La Grange“, all die großen Klassiker von ZZ Top werden pflichtschuldigst gespielt und gefeiert, das allerdings mit einer Energie, die man eben nicht kopieren kann. Ohnehin ist Gibbons bestens gelaunt an diesem Abend, trotz des Umzugs vom E-Werk in das kleinere, aber immerhin gut gefüllte Carlswerk Viktoria. Bei dem Jimi-Hendrix-Klassiker „Foxy Lady“, der für Gibbons eine besondere Bedeutung hat – er spielte mit seiner zweiten Band Moving Sidewalks im Vorprogramm der ersten US-Tour von Hendrix –, fordert er das Publikum geradezu zum Mitsingen auf, während er selbst sich in ein eindrucksvolles Solo stürzt, und seine sonstigen Blues- und Rock-Eskapaden stehen dem in nichts nach. Co-Gitarrist Austin Hanks (auch mit Stetson, aber ohne Bart) und Drummer John Douglas, der sonst unter anderem für Aerosmith trommelt, stehen ihm dabei souverän zur Seite, gewissermaßen als ZZ-Top-Version 2.0. Geht auch.

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