Royal Republic: Großes Fest mit Startproblemen

Während der ersten Stunde des Konzerts von Royal Republic erklingt nicht ein einziger Ton. Offiziell sollten die Schweden schon um 18.45 Uhr auf der Bühne vor dem Telekom Forum stehen, so zumindest steht es schwarz auf weiß auf der Webseite des Veranstalters Bonnlive. Doch statt rocken heißt es warten. Und warten. Und warten. Eigentlich, so stellt sich im Nachgang heraus, hätte zu diesem Zeitpunkt eine Vorband spielen sollen, die aber zwei Tage zuvor gestrichen wurde. Ärgerlich, aber verständlich - nur hätte man das dem immerhin überraschend geduldigen Publikum ruhig mal sagen können. Doch dann kommen endlich Royal Republic und machen in nur fünf Minuten fast alles wieder gut.

Das Quartett um Frontmann Adam Grahn ist stilistisch kaum einzuordnen: Rock 'n' Roll, Hard Rock, Alternative Rock, Garage Rock, all das und mehr wird ihnen zugeschrieben und beschreibt doch stets nur einen Teil des Repertoires. „Wir pflegen eine eklektische Sammlung von Sounds, die Fans und Kritiker immer wieder irritiert hat“, gesteht Grahn selbst ein. Doch wie auch immer man die Musik der Schweden beschreiben will, sie sorgt am Landgrabenweg auf jeden Fall für gute Laune. „Rata-Tata“, „Full Steam Spacemachine“, „Stop Moving“ kracht in die Gehörgänge und fährt in die Beine, die unweigerlich zu tanzen und zu springen beginnen. Dazu kommen noch die Entertainer-Qualitäten von Sänger Grahn, der als Rampensau allererster Güte überall gleichzeitig zu sein scheint und jede einzelne Rock-Geste und -Pose abruft, um den Fans zu geben, was sie verdienen. Nämlich ein grandioses Konzert.

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Ohnehin ist der Spielspaß bei allen Mitgliedern von Royal Republic unübersehbar. Gitarrist Hannes Irengård bleibt dabei noch vergleichsweise brav, während Bassist Jonas Almén und vor allem Drummer Per Andreasson immer wieder zu Hardrock-Berserkern mutieren und vor allem bei „Back from the Dead“ in bester Metal-Manier wüten. Doch dieses Bild allein wäre zu eindimensional, zu plakativ. Denn Royal Republic sind mehr als das. Unter anderem vier unglaublich charmante Kerle, die auch mal zu deftiger Marschmusik von der Bühne verschwinden, um im Graben davor wieder aufzutauchen und kurzerhand zwei Akustik-Songs mit der geringsten nur möglichen Distanz zum Publikum zu spielen. „Unser erstes Label wollte, dass wir eine Band wie Mötley Crüe werden“, erzählt Adam Grahn. Zum Glück hat das nicht geklappt. Sonst würden sie kaum so befreit auftreten – und nur so zum Spaß mit „Addicted“ („I am a dic, dic, dic, dic, dicted to you“) eine ordentliche Dosis Punk in ihre Setliste schießen. Irre, aber toll.

Gute anderthalb Stunden sprengen Royal Republic alle Grenzen und nehmen das Publikum mit auf eine Reise durch nahezu alle Facetten des Rock, ohne großen Bombast, dafür aber mit umso mehr Leichtigkeit und Authentizität. Was für eine Live-Band. Bleibt zu hoffen, dass die Schweden möglichst bald wieder nach Bonn kommen, dann auch hoffentlich mit noch mehr Publikum. Und ohne unnötige Wartezeiten. Beides hätten Royal Republic mehr als verdient.

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