Tim Whelan liebt es, zu unterrichten. Oder zumindest so zu tun. Der britische Comedian, der 2020 den Jurypreis des Prix Pantheon gewonnen hat und jetzt erstmals mit seinem Soloprogramm „Gemüse“ nach Bonn gekommen ist, hat immer ein paar ganz spezielle, kompakte Lektionen in petto, um das Eis zu brechen. Englisch und Walisisch für Anfänger, englische Küche, Yoga für Bürokraten: Zu allem kann Whelan etwas beitragen. Irgendwas. Selbst wenn es nur eine Auflistung uralter Klischees ist, die alles andere als zeitgemäß sind und den Abend unerwartet in die Länge zieht.
Ein bisschen paradox ist das schon: Da steht Whelan mit seinem aufgesetzten englischen Akzent (die Alternative wäre ein sächsischer gewesen, was nun wirklich keiner will), setzt in bester
Stand-Up-Manie eine kurze Pointe an die nächste und schafft es doch, die Minuten zu dehnen. Zu oft bremst er unnötig ab, muss nach dem nächsten Thema suchen, lässt einen roten Faden oder
zumindest einen groben Überbau vermissen und lässt die Worte stocken statt fließen. Schon bei einem modernen Programm würde dies auffallen, bei Gags aus der „Kennste, Kennste“-Ecke wird es zu
einem richtigen Problem. Mal wird an die Wurstgaben erinnert, die kleinen Kindern gern mal in einer deutschen Metzgerei in die Hand gedrückt werden, dann wieder wird „Peter Pan“ versächselt und
„Riverdance“ zu einem Bestandteil des Antrags für einen irischen Pass gemacht. Neu ist das nicht, unterhaltsam ebenso wenig.
Natürlich muss irgendwann das Publikum ausgefragt und zum Mitmachen animiert werden, bis wirklich jeder die Hände zum „Namaste“ faltet und mit gleichmäßigem Atem unsichtbare Aktenberge
wegschiebt, und natürlich werden sprachliche Eigenheiten thematisiert, etwa die exzessive Nutzung von kurzen Worten wie „genau“ und „doch“, mit denen selbst ein Engländer ein zweistündiges
Gespräch mit seiner Schwiegermutter überstehen könnte. Keine Frage, Whelan ist dabei durchaus sympathisch. Aber leider nicht wirklich witzig. Immerhin hat das Publikum gute Laune, ist
auskunftsfreudig und zur Interaktion bereit – kurzum, es unterhält sich. Dennoch muss Whelan noch weitaus souveräner im Auftritt und klarer in den Pointen werden, um sich des Prix Pantheon würdig
zu erweisen. Vielleicht beim nächsten Mal.
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