„Starting here, Starting Now“: Ein Off-Broadway-Klassiker

Als Frank Oppermann, der Intendant des Kleinen Theaters Bad Godesberg, vor nunmehr 30 Jahren mitten in seiner Schauspieler, und Musicaldarsteller-Ausbildung steckte, lernte er eine ganz besondere Revue kennen, eine Aneinanderreihung von Liedern über die Liebe und das Leben, die das Autoren-Duo Richard Maltby und David Shire einst für Shows schrieben, welche entweder abgesetzt oder gar nicht erst produziert wurden. „Starting Here, Starting Now“ feierte 1977 einige Erfolge, neben immerhin 120 Aufführungen in New York City unter anderem mit der Grammy-Nominierung des Original-Cast-Albums, und findet seitdem immer wieder Eingang in die Lehrpläne der Musikhochschulen. Eine eigenständige Produktion der Revue hat es allerdings in Deutschland noch nicht gegeben – bis jetzt. Nach einer Premiere in Köln hat das „Jewel Box Musical Theater“ die Show jetzt in Bad Godesberg auf die Bühne gebracht. Im Kleinen Theater von Frank Oppermann.

Schon nach wenigen Minuten wird klar, warum Gesangsdozenten einzelne Songs immer wieder gerne zu Übungszwecken heranziehen, aber auch warum die komplette Revue eher mit Zurückhaltung bedacht wird. Jedes Lied für sich genommen hat seine Tücken: Einige fordern ungewöhnliche Tonsprünge, andere erlauben dagegen nur minimale Bewegungen und verlangen gerade deshalb nach perfekter Intonation; manche zeichnen sich durch rhythmisch vertrackte Texte aus (vor allem „Crossword Puzzle“), und einige sind schlicht und ergreifend Songs, bei denen die Sängerinnen und Sänger alles aus sich herauslassen dürfen. Nicht ohne Grund hat niemand geringerer als Barbra Streisand zwei der Stücke aufgenommen, den Titelsong der Revue sowie „Autumn“.

Das klingt alles schön und gut, doch in ihrer Gesamtheit wiederholen sich überraschend viele viele Motive und Melodiestrukturen, ändern sich Tonfarben und Ausdruck nur punktuell. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – geben sich Krissy Dorn, Merel Zeeman und John Rinaldi (begleitet von Frans Heemskerk am Klavier) wirklich alle Mühe, unterschiedliche Facetten herauszukitzeln. Zeeman hat damit die geringsten Probleme, ist sie doch mit ihrer vollen, klaren Stimme und ihrer Spielfreude bei jeder Nummer ein Genuss. Dorn dagegen schwächelt mitunter in der Intonation, vor allem in den hohen Lagen (etwa bei „Watching the Big Parade Go By“), erweist sich an anderer Stelle aber als schöner Konterpart zu ihrer Kollegin. Und Rinaldi? Hält mit Witz und weicher Stimme mühelos die Damen in Schach, hält sich oft zurück und kann doch mit einem Ton alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wer sich selbst davon überzeugen will: Am 18. Juni wird die Revue ab 19.30 Uhr erneut im Kleinen Theater aufgeführt.

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