Eigentlich sollte es eine Rettungsmission werden: Im Rahmen des Jazzfests Bonn haben Ida Nielsen und ihre Funkbots an ihrer Mission festgehalten, den Funk am Leben zu erhalten. Was im LVR Landesmuseum nicht wirklich funktioniert hat. Denn obwohl Nielsen eine überaus versierte Bassistin ist, die immerhin niemand geringeren als Prince in den letzten Jahren seines Lebens begleitet hat, reicht das alleine nicht aus. Funk ist schließlich mehr als Rhythmus, mehr als Slap-Bass und dichtes Trommelspiel, und dieses „mehr“ fehlt der Dänin, zumindest bei ihrem Besuch in der Bundesstadt.
Selbst ihr hochvirtuoses Spiel kann die Schwächen der Kompositionen und den schwächelnden Gesang nicht ausgleichen, ebenso wenig wie die unbestreitbare Bühnenpräsenz der 48-Jährigen, die mit einer besonderen Vorliebe für Pausen immer wieder das Publikum zur Interaktion auffordert. Diese Bemühungen tragen nur selten Früchte, zumindest nicht dauerhaft – und dass sie überhaupt notwendig sind, sagt mehr als tausend Worte. Schade.
Dabei hatte der Abend gut begonnen, wenn auch wie beim Jazzfest üblich mit einer völlig anderen Färbung. Thärichens Tentett, die Moderator Thomas Heyer liebevoll als „Bonsai-Bigband“ bezeichnet, lässt es musikalisch lieber entspannt angehen, auch wenn „Tilda Eats Chickpeas“ durchaus funkig daherkommt. Das Aushängeschild der Band ist jedoch – neben dem großen Spektrum an Klangfarben – eher das Spiel mit der Skurrilität, die vor allem in den Texten mehr als einmal zum Ausdruck kommt. „Ein Lied wie mich verlässt man nicht“, heißt es direkt am Anfang, und dank Sänger Michael Schiefel wird diese Aussage angemessen vermittelt. Also mit einem deutlichen Augenzwinkern, exaltierter Mimik und ausladender Gestik. Auf der anderen Seite hat Bandleiter Nicolai Thärichen sich bei der hohen Kunst bedient, etwa Gedichte des schottischen Psychiaters Ronald David Laing vertont oder ein Werk von Henry Purcell neu arrangiert. Letzteres wird als recht feie Modern-Jazz-Version dem Original allerdings nicht gerecht, verliert es doch so den flehenden Charakter. Ansonsten erweist sich die Musik der zehnköpfigen Truppe als durchaus gefällig, mit einigen überraschenden Einfällen, die das Publikum zu goutieren weiß.
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Und dann kommt eben Ida Nielsen. So mancher im Saal des Landesmuseums ist nur ihretwegen gekommen, hat Lust auf Funk in Reinform, auf pulsierende Grooves und messerscharfe Licks. Die will Nielsen denn auch abliefern, bricht mitunter sogar ein Stück ab, weil das Publikum nicht mitgeht. „Dann ist es kein Funk“, sagt sie – und haut derart auf ihren Bass ein, dass T. M. Stevens begeistert wäre. Dagegen spielt Drummer David Haynes erstaunlich zurückhaltend, während Gitarrist Oliver Engqvist zumindest ab und zu mal solieren darf, ansonsten aber nur wenige melodische Akzente setzen kann. Als Sänger überzeugt er allerdings ebenso wenig wie Ida Nielsen, die zwar bei einer Ballade durchaus strahlt, bei allen Funk-Nummern aber in den Höhen dünn und hauchig klingt. So obliegt es Rapper Kuku Agami, die Stücke zu retten, was ihm immer dann gelingt, wenn ihm mal ein bisschen Zeit am Mikrofon zugestanden wird. Er und Nielsen entfachen so abwechselnd ein rhythmisches Feuerwerk, das nur leider nicht harmonisch unterfüttert wird. Dennoch spendet das Publikum herzlichen Applaus.
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