Rund 350 Wunderkerzen erleuchten den Saal der Harmonie. Jede einzelne funkelt für Phil Bates, den einstigen Frontmann von „ELO Part II“, der an diesem Abend einen 70. Geburtstag feiert und von dem kurzen Intermezzo überrascht wird. Während seine Band „Birthday“ von den Beatles spielt, steht der Sänger und Gitarrist gerührt daneben – und gibt im Anschluss noch einmal mehr Gas, um den Songs des Electric Light Orchestras gerecht zu werden. Was gar nicht so einfach ist.
Um es vorweg zu nehmen: Auch wenn das Konzert auf den Plakaten groß mit „Electric Light Orchestra“ beworben und kein anderer Bandname genannt wird, tritt Phil Bates nicht mit jener legendären
Formation auf, die mit orchestralem Rock und Pop in den 70er und 80er Jahren prägend war. Seine Legitimation zieht er vielmehr aus der gemeinsamen Zeit mit ELO-Drummer Bev Bevan, der nach dem
Ende dieser Band mit „ELO Part II“ weitermachte, 1999 aber aus dem Projekt ausstieg und seinen Teil der Namensrechte an ELO-Sänger Jeff Lynne abtrat. Bates leitet seitdem letztlich eine
Tribute-Band – allerdings eine wirklich gute, vor allem wenn sie sich warmgespielt hat. Während die Band in der Harmonie anfangs noch ein bisschen zu brav wirkt und mit angezogener Handbremse
durch „Rock and Roll is King“, „Evil Woman“ oder duch „Wild West Hero“ tingelt, ist sie spätestens nach dem fantastischen „Voices“ auf der Überholspur. Die Disco-Nummer „Last Train to London“ und
das herrlich stampfende „Rockaria“ drängen vorwärts – und die Band dreht nur noch weiter auf.
Nach der Pause sind die Musiker endgültig auf Betriebstemperatur. Das wunderbare „Ticket to the Moon“ bewegt, „Turn to Stone“ rockt. Dann das schmalzige „Xanadu“, Titelsong des gleichnamigen
Films: Letzterer erwies sich 1980 als Flop und gilt als Inspiration für den Negativ-Filmpreis „Die Goldene Himbeere“, der Soundtrack hingegen als einer der erfolgreichsten überhaupt. Das Publikum
liebt das Stück auf jeden Fall, nicht zuletzt weil sich viele Besucherinnen und Besucher an ihre Jugend erinnert fühlen und euphorisch tanzend in Erinnerungen schwelgen. Vereinzelte jüngere Gäste
sind dagegen eher irritiert und warten auf „Mr Blue Sky“, eine der besten Kompositionen von ELO und wieder überaus populär, nachdem sie im Intro von „Guardians of the Galaxy 2“ zu hören war.
Allerdings stoßen hier (wie auch an anderer Stelle) die Stimmen von Phil Bates und seinen Bandkollegen an ihre Grenzen, insbesondere in den hohen Lagen. Da können selbst die beiden Damen an Geige
und Keyboard nicht helfen, die ansonsten so manche Falsett-Schwäche kompensieren. Immerhin stimmt der Sound, voll und vielseitig und herrlich komplex. Das kann sich hören lassen. Gut so.
Kommentar schreiben