Adrienne Haan: Hommage an den Big Apple

Es war eine Weltpremiere im Pantheon: Am vergangenen Dienstag hat die Sängerin Adrienne Haan ihr neues Programm „New York, New York“ vorgestellt, eine Hommage an ihre Wahlheimat, an das Great American Songbook und an die legendären amerikanischen Komponisten der 30er bis 60er Jahre, an Irving Berlin, Cole Porter, Bert Kaempfert sowie George und Ira Gershwin. Eine sichere Bank, schließlich kann man mit den Evergreens und Gassenhauern  kaum etwas verkehrt machen. Das wusste schon Frank Sinatra, der sich – wie unzählige andere Künstlerinnen und Künstler vor und nach ihm – diesen Standards gewidmet und viele Songs unsterblich gemacht hat. Jetzt interpretiert Haan die Stücke auf ihre Art – und bleibt nicht nur bei der Song-Auswahl weitgehend traditionell.

Für ihre Premiere hatte Haan sich Bonn nicht ohne Grund ausgesucht, schließlich hat sie einige Zeit hier gelebt und somit gewissermaßen Heimspiel. Dementsprechend wurde die 44-Jährige denn auch empfangen, als sie im roten Glitzerkleid auf die Bühne schritt und mit „Cabaret“ in den Abend einstieg, mit großen Gesten, teils überzeichneter Mimik und ausgeprägtem Vibrato. Daran sollte sich auch im weiteren Verlauf nichts ändern. Überraschend kam dies nicht, immerhin hat Haan sich auf historisch genaue Interpretationen spezialisiert, wenn auch eher in Bezug auf die Musik der 20er und 30er Jahre. Mit diesem Ansatz hat sie weltweit Erfolge feiern können, dann sollte es für Bonn ja reichen. Und so trällerte Haan sich durch „Cheek to Cheek“ und „Strangers in the Night“, „All the Things you are“ und „Night and Day“, „Fly me to the Moon“ und „These foolish Things“. Unvergessen sind die Titel alle. Nun gut – fast alle. Die ein oder andere Perle hat Adrienne Haan nämlich durchaus ausgegraben. „Count your Blessings instead of Sheep“ etwa, eine inzwischen eher unbekannte Nummer von Irving Berlin, die aber immerhin eine Oscar-Nomminierung erhielt. Oder den Standard „Wrap your Troubles in Dreams“, den allein Bing Crosby viermal aufnahm.

Zwischen den eher konservativ vorgetragenen Songs, bei denen sie von dem kurzfristig eingesprungenen Lars Duppler am Klavier begleitet wurde, verfiel Adrienne Haan derweil in Plauderlaune. Genüsslich plauderte sie aus dem Nähkästchen: Sie rekapitulierte ihre erste Begegnung mit dieser Art von Musik (ihre Mutter wollte mal etwas anderes zu Weihnachten hören als die immer gleichen Lieder und kaufte daher eine CD mit amerikanischen Titeln) und ihren ersten Besuch in den Vereinigten Staaten, bei dem sie ausgerechnet in Texas landete und sich prompt in einen Cowboy verliebte; Sie erinnerte sich an die unzähligen Vorsprechen mit 500 anderen jungen Frauen und an die erste Nationaltournee als Rotkäppchen in einem Musical über Grimms Märchen; und ab und zu erzählte sie auch etwas zu den Liedern. Oder gab Nachhilfe im Klatschen auf die 2 und auf die 4, damit auch alle im Saal synchron waren und ihr für „Dream a little Dream of me“ den Rücken stärken konnten. Nicht, dass sie das gebraucht hätte, dafür ist Haan auf der Bühne einfach zu souverän und zu erfahren. Aber schön war es trotzdem.

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