„Crimes of the Heart“: Schwestern der Einsamkeit

Eine verletzte Seele kann heilen, aber nur langsam. Sehr langsam, wie die drei Schwestern Lenny und Meg Magrath sowie Babe Botrelle aus eigener Erfahrung wissen. Seit dem Selbstmord ihrer Mutter, die sich zusammen mit ihrer Katze erhängte, trägt jede von ihnen ein schweres Bündel mit sich herum. Doch als Babe ihren Ehemann Zackery anschießt, müssen sie zusammenhalten, auch wenn alle möglichen Wunden wieder aufplatzen. Nun hat die Laientheatergruppe „Moving Targets“ dieses Stück der Dramatikerin Beth Henley, die dafür 1981 den Pulitzer-Preis erhielt, in englischer Sprache in der Brotfabrik zur Aufführung gebracht.

Ein glückliches Leben führen die Schwestern keineswegs. Lenny (Rebecca Zett) hat keine Freunde, keine Beziehung, keinen Lebenssinn; Meg (Imke Lichterfeld), die einst ihre Heimat in Mississippi verließ, um eine Karriere als Sängerin zu verfolgen, hat ihre Stimme verloren; und auch Babe (Esther Takats) feuert nicht ohne Grund auf ihren Gatten – wie sich im Verlauf des Stückes herausstellt, misshandelt er sie, während Babe wiederum eine Affäre mit einem 15-jährigen Afroamerikaner hat. Eine dysfunktionale Familie, die erst in dieser dunklen Stunde damit beginnt, sich langsam zu öffnen.

Die Verzweiflung und Einsamkeit der Protagonistinnen feinfühlig herauszuarbeiten und die emotionale Achterbahnfahrt stets auf Kurs zu halten, ist die wahrscheinlich größte Herausforderung dieses Stückes. Erfreulicherweise gelingt dies Moving Targets unter der Regie von Petra Brockmann mit Leichtigkeit, nicht zuletzt weil Zett, Lichterfeld und Takats, die sich von der Bonn University Shakespeare Company (BUSC) kennen,  hervorragend miteinander harmonieren. Gleichzeitig geben sie ihren Figuren Kontur und Tiefgang, vor allem die tragischen Momente herrlich differenziert ausspielend. Gleiches gilt übrigens auch für Sabine Becker-Hogenschurzes Darstellung von Chick Boyle, eine biedere Cousine der Magrath-Schwestern, die Lenny bei vielen Dingen unterstützt, diese aber auch herumkommandiert und zudem mit Vorliebe über Meg lästert. Christopher Nott-Held gibt derweil den ruhigen Doc Porter, einen ehemaligen Geliebten von Meg, der sei einem gemeinsam verbrachten Hurrikan ein lahmes Bein hat; Nikesh Trecarten komplettiert das Ensemble als der junge Anwalt Barnette Lloyd, der eine Schwäche für Babe hat.

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