Leap + Black Box Revelation: Sprung nach oben

Besser hätte die aktuelle Ausgabe des Crossroads-Festivals nicht starten können: Mit der britischen Band Leap hat der WDR Rockpalast eine Formation in die Harmonie geholt, die am vergangenen Donnerstag selbst langjährige Stammgäste euphorisierte. Der eigenwillige Indie-Grunge-Rock des Quartetts um den charismatischen Sänger Jack Balfour Scott zog ausnahmslos jeden in seinen Bann und legte die Messlatte für die noch kommenden Acts hoch. Sehr hoch. Dabei existiert die Band erst seit etwa zwei Jahren, nachdem sich Scotts vorheriges Projekt The Mispers aufgelöst hat.

Mit Leap scheint der Frontmann dafür seine Bestimmung gefunden zu haben. Vielschichtige, abwechslungsreiche Songs mit zum Teil melancholisch-nachdenklichen Texten, die sowohl Anklänge von 21 Pilots als auch von Franz Ferdinand aufweisen und doch stets einen eigenen, individuellen Sound aufweisen, rissen bei der Aufzeichnung auf jeden Fall alle mit, nicht zuletzt dank eines grandiosen Sängers, der mit dem Publikum alles machen konnte, es springen und tanzen ließ und selbst gleich zweimal auf Tuchfühlung ging. Mit etwas Glück wird diese Band es ganz weit bringen. Sie hätte es auf jeden Fall verdient.

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Im Vergleich dazu erschienen Black Box Revelation unnahbarer, obskurer, weniger griffig. Das Trio aus den Niederlanden, das Drummer Dries Van Dijck und Gitarrist Jan Paternoster in Teenager-Zeiten – vor inzwischen 18 Jahren, um genau zu sein –  als Duo gründeten, pflegt einen krachenden Progressive Rock, dessen Komplexität in der Harmonie allerdings immer wieder vom Schlagzeug in Grund und Boden gehämmert wurde. Die klanglichen Ambitionen der Band kamen so oft nicht zur Entfaltung, auch wenn vor allem Jasper Morel mit Keyboard, Bass und allerlei Effekten zu jonglieren versuchte, während Paternoster mit nöhlig-nasaler Stimme von Alkohol, Großmäulern und Verlusten sang. Dabei konnten Black Box Revelation auch anders, wenn sie sich alle etwas zurücknehmen und einen differenzierteren Klang zuließen. Wie gut Jan Paternoster zum Beispiel klingen kann, wenn er seine Stimme nicht ständig verbiegt, zeigte sich bei einer zart-melancholischen Solo-Nummer. Leider blieben derartige Reduktionen die Ausnahme, so dass das Trio letztlich in weiten Teilen hinter ihren Möglichkeiten zurückblieb. Schade.


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