Max Raabe: Von Frauen und Maulwürfen

Manche Musik ist zeitlos. Und manche trägt den Mantel der Nostalgie mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, dass sie in den richtigen Händen immer noch mühelos zu strahlen beginnt. Auf die Lieder aus den 20er und 30er Jahren, die Max Raabe für seine Programme auswählt, trifft letzteres zweifelsfrei zu. Auf Max Raabe auch. 60 ist er Ende vergangenen Jahres geworden, aber das merkt man ihm kaum an, wenn er so wie immer auf der Bühne steht, kerzengerade, natürlich im Frack, die Haare nach hinten pomadiert. So jetzt auch in der restlos ausverkauften Philharmonie Köln, wo Raabe zusammen mit seinem Palastorchester Liebeslieder und Humoresken zum Besten gibt und dabei so abwechslungsreich, entspannt und brillant ist wie lange nicht mehr.

Im Grunde, so gesteht es Raabe zu Beginn, geht es an diesem Abend um die großen Fragen des Lebens, insbesondere um die, wie man eine Frau findet – und wie man sie wieder loswird. Wobei erstere dann doch deutlich öfter beantwortet wird, mitunter überaus schmalzig („Wie konnt' ich nur leben ohne dich“), aber immer stilecht. Das Orchester spielt wie eine Einheit, hochkonzentriert und gleichzeitig so vertraut miteinander, dass einzelne Mitglieder auch mal ein bisschen Quatsch machen können, indem sie anderen zum Beispiel das Trompetensolo stehlen. Kein Wunder bei mehr als 35 gemeinsamen Jahren. Raabe gewährt seinen Herren (und seiner einzelnen Dame) denn auch den Freiraum, den sie sich verdient haben, wohl wissend, dass er selbst schon früh genug wieder ins Rampenlicht gerät, um zu singen oder um zu erzählen. Ja, tatsächlich: Max Raabe erzählt. Die Zeiten, in denen er einfach nur Komponist und Texter anmoderierte, sind offenbar vorbei. Gut so; der trockene Humor Raabes kann gar nicht oft genug zum Tragen kommen. Wenn er etwa die Oper „Lohengrin“ zusammenfasst oder von Maulwürfen berichtet, die ihr Gehirn schrumpfen können, um Energie zu sparen (was durchaus auch auf Menschen übertragbar sein könnte), kann sich das Publikum vor Lachen kaum auf den Sitzen halten. Herrlich. Und schon geht es weiter mit dem nächsten Lied – oder der nächsten Rumba. Oder dem nächsten Chanson. Denn ausnahmsweise löst Max Raabe sich ein wenig vom deutschen Repertoire und öffnet sich anderen Sprachen. Mal ist es eine Musical-Nummer von Irving Berlin, mal Charles Trenets unvergessenes „La Mer“, die begeistert. Weil diese Stücke eben zeitlos sind. So wie Max Raabe.

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