War früher wirklich alles besser? Oder ist dieses Zurücksehnen in vergangene Jahrzehnte nur nostalgische Geschichtsverklärung? Was hatte die Zeit denn damals zu bieten? In den 70er Jahren war Homosexualität in Deutschland noch strafbar, in den 50ern bestimmte der Mann über die Arbeitszeit seiner Frau, und in den 20ern hatte man das Dritte Reich noch vor sich. Vielleicht ist doch eher das Heute besser, mit einer noch ungeschriebenen Zukunft und der Möglichkeit, auf diese Einfluss auszuüben. Oder vielleicht geht es gar nicht um besser oder schlechter. Das zumindest ist die Position von Comedian Bernhard Hoëcker, dem grinsenden Schlaufuchs der Fernseh-Rateshows. Der war jetzt im Haus der Springmaus zu Gast, sichtlich gut gelaunt, neugierig, aufgeweckt und vor allem spontan. Eine gute Kombination.
Hoëcker ist schon immer ein großer Liebhaber von Nostalgie gewesen, liebt das Stöbern in Anekdoten und Erinnerungen und kann über manche Entwicklungen nur den Kopf schütteln. Warum geben Smartphones ein Klack-Geräusch von sich wie eine ananchronistische Spiegelreflex-Kamera? Warum laden die Menschen pro Tag mehr Bilder ins Internet als im gesamten vergangenen Jahrhundert, fürchten sich aber bis heute vor einem Dia-Abend? Und warum hat er kleine Hoëcker nie das Playmobil-Piratenschiff bekommen? Fragen, auf die es nur selten eine Antwort gibt, die aber Anlass für so manche geschickt eingebundene Erklärung gibt. Genüsslich deckt Hoëcker auf, ab wann und wie Erinnerungen funktionieren, warum diese im Vollsuff aussetzen und was es mit der rosaroten Brille auf sich hat, die wir beim Blick zurück immer wieder tragen. „Wir können so froh über Dinge von früher erzählen, weil wir sie überlebt haben“, sagt er. Was nicht heißen muss, dass man Kinder bei der Fahrt in den Urlaub in den Kofferraum stecken sollte. Andererseits gab es damals zumindest noch nicht Prinzessin Lillifee und das Terror-Duo Bibi und Tina, die schon so manchen autofahrenden Erziehungsberechtigten traumatisiert haben. Manches war früher eben doch besser. Und anderes eben jetzt. So wie Bernhard Hoëcker, der an diesem Abend so souverän und unterhaltsam war wie schon lange nicht mehr.
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