Robert Jon & the Wreck: Rauschebart mit Powerstimme

In diesem angeblichen Wrack ist ein Schatz verborgen, ein großer, klingender, rockender Schatz, behütet von einem bärtigen Triton und seinem Gefolge: In den USA gelten Robert Jon & the Wreck mit ihrem druckvollen, feurigen Spiel bereits als eine der aufregendsten neuen Formationen des Southern Rock, jetzt erobert das Quintett auch Europa. In der Harmonie hat die Band den Abschluss ihrer Tour durch die Alte Welt gefeiert, noch einmal ordentlich nachgelegt – und bewiesen, dass sie kantige Sounds a la Rival Sons und Blackberry Smoke ebenso beherrschen wie radiotauglichen Mainstream-Rock im Stil von Bon Jovi. Wobei ihnen ersteres definitiv besser steht.

Der erste Eindruck von Robert Jon & the Wreck in der gut gefüllten Harmonie kann sich auf jeden Fall sehen und vor allem hören lassen: Sofort geht es hart zur Sache, mit krachenden Gitarren und dem rauen Gesang von Frontmann Robert Jon Burrison, der mit seinem prächtigen Rauschebart zwar noch nicht ganz an ZZ Top heranreicht, musikalisch aber durchaus schon mit dem legendären Trio mithalten kann. Im weiteren Verlauf des Abends wird der Sound aber zunehmend glatter, polierter, gefälliger; das zarte „Gold“ folgt harmonisch und melodisch dem selben Schema wie die großen Aerosmith-Balladen, zumal Drummer Andrew Espantman und Lead-Gitarrist Henry James auch noch einen adäquaten Background-Gesang beisteuern. Besser gefallen sie aber, wenn sie sich um das Wesentliche bemühen und einfach rocken. Vor allem James' Soli machen Lust auf mehr, und wenn die Band so richtig aufdreht, tanzt und rockt sich das Publikum automatisch in Ekstase. Denn was immer Robert Jon & the Wreck auch treiben, ihre Präsenz und ihre Spielfreude sind in jedem Moment atemberaubend.

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An Material mangelt es der Band auf jeden Fall nicht. Seit 2015 hat sie jedes Jahr mindestens eine Platte veröffentlicht, und natürlich versuchen Burrison und Co, all das in etwa anderthalb Stunden abzubilden. Bei einigen Songs erhält das Quintett dabei ganz besondere Unterstützung: Meghan Parnell, Sängerin der kanadischen Formation Bywater Call und zusammen mit ihrem Gitarristen Dave Barnes Support-Band von Robert Jon & the Wreck, kommt unter anderem bei „Oh Miss Carolina“ und dem The-Band-Cover „The Weight“ auf die Bühne und setzt mit ihrer kraftvoll-kernigen Stimme herrliche Akzente. Schade, dass ihr das im Vorprogramm nicht ebenso gut gelang: Trotz ihrem starken Organ wirkte sie im Duett mit Barnes viel zu eingeschränkt und monoton, die fehlende volle Besetzung inklusive einer Bläser-Sektion machte sich dann doch bemerkbar. Im Zusammenspiel mit Robert Jon & the Wreck klingt das schon deutlich spannender, zumal Parnells Rockröhre und Burrisons charismatische raue Stimme wunderbar miteinander harmonieren. Im Herbst wird Bywater Call dann alleine durch Deutschland touren, dann in voller Besetzung. Und Robert Jon & the Wreck? Werden dann vermutlich schon wieder ein neues Album aufgenommen haben. Und kommen hoffentlich bald wieder in die Harmonie.

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