The Cinelli Brothers: Besser geht kaum noch

So also klingt die Weltspitze des Blues: Erdig, vielseitig, direkt, brillant und voller Leidenschaft spielen The Cinelli Brothers in der Harmonie einen Zwölftakter nach dem anderen, und das Publikum ist vom ersten Ton an sprachlos. Weil das Quartett einfach so unglaublich gut ist. Und außerhalb der Szene trotzdem kaum jemand von ihm weiß. Doch das dürfte sich bald ändern. Immerhin haben die Cinellis im Januar als einzige europäische Band bei der legendären International Blues Challenge in Memphis teilgenommen und gleich mal den zweiten Platz belegt. Das hört man. Kein Wunder, dass den Zuschauern die Begeisterung ins Gesicht geschrieben ist und sich für einige sogar eine längere Anfahrt gelohnt haben dürfte; laut den Harmonie-Betreibern ist eine Dame sogar extra aus Lübeck gekommen, um The Cinelli Brothers live zu erleben. Eine gute Entscheidung.

Gegründet hat sich das Quartett in London, dort, wo die italienischen Brüder Alessandro (Drums) und Marco Cinelli (Gitarre) von einer Jam-Session zur nächsten tingelten und eigentlich nur so zum Spaß dem Blues frönten, den sie durch ihren Vater schon seit ihrer Kindheit kannten und liebten. Wie so oft kam es anders. Zusammen mit dem Bassisten Stephen Giry entwickelten sie sich schnell zu Lieblingen der britischen Blues-Szene, und mit der Verpflichtung des Gitarristen und Mundharmonika-Spielers Tom Julian-Jones, dessen Auftreten mitunter an den Blues-Traveller-Frontmann John Popper erinnert und dessen Stimme vor allem beim traditionellen Blues glänzt, ist die Band inzwischen komplett. Stilistisch sitzt sie derweil nicht etwa zwischen, sondern auf allen Stühlen, frönt dem Soul ebenso wie dem klassischen R'n'B, mäandert bei „Last Cigarette“ in Richtung Rock-Ballade und dreht vor allem in der zweiten Hälfte des Konzerts ordentlich auf, um mit krachendem Bluesrock selbst beliebten UK-Importen wie King King Konkurrenz zu machen. Dabei wechseln sie genüsslich die Instrumente durch, holen auch mal Alessandro an den Bass (Stephen Giry übernimmt derweil den Platz hinter der Schießbude), und singen dürfen ohnehin alle vier. Das schreit geradezu nach einer Wiederholung, auch um den Bekanntheitsgrad der Cinelli Brothers noch weiter zu steigern. Sie hätten es wahrlich verdient.

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