Bruce Dickinson: Im Zeichen der Ente

Ein bisschen verrückt ist Bruce Dickinson ja schon. Zumindest laut der irren Anekdoten aus seinem Leben, die der Frontmann der legendären Metal-Band Iron Maiden am vergangenen Dienstag im Tanzbrunnen zum Besten gab und die das Publikum immer wieder in schallendes Gelächter ausbrechen ließen. Zum Beispiel die mit der Ente. Na gut, mit der Gans. Eine kanadische Wildgans, lebensgroß, aus Kunststoff. Sie fiel Dickinson sofort ins Auge, als er mit seiner damaligen Band Samson auf dem Weg nach Schottland einen Boxenstopp einlegte, und weil er ohnehin gerade dem Sinn den Stinkefinger zeigte – kurz zuvor hatten Samson ihrem Management gekündigt –, kaufte er das Tier mit dem vermeintlich bösen Blick kurzerhand und klebte es mit Gaffertape auf das Dach ihres gestohlenen Bandautos. Wenn man schon in die Highlands reist, dann wenigstens mit ein bisschen Extravaganz. Und einer ordentlichen Dosis Wahnsinn.

Das Erzählen fällt Dickinson leicht; ohne Skript und ohne Pause redet er einfach drauflos, angefangen bei der traumatischen Geburt im Bergarbeiterhaus seiner Großeltern, die ihn bei sich behielten, bis er sechs Jahre alt war – erst dann konnten seine jungen Eltern ihn bei sich aufnehmen und für ihn sorgen. Schlaglichtartig und semi-chronologisch macht der 64-Jährie weiter, erinnert sich an seine Zeit auf einer Privatschule (bis er rausgeworfen wurde, weil er dem Schulleiter ins Essen gepinkelt hatte), an seine erste Band, die sich bereits nach einem Nachmittag wegen künstlerischer Differenzen trennte, an seine Studienzeit und eben an die zwei Jahre mit Samson, in denen er eigenen Angaben zufolge jeden Fehler machte, den man in der Musikindustrie normalerweise vermeiden sollte. Bis heute scheint dies Spuren hinterlassen zu haben: „Ich bin dazu verdammt, als Bratwurst wiedergeboren zu werden“, klagt er mehrfach theatralisch. Ohnehin liebt Dickinson die großen Gesten, er ist nun einmal eine geborene Rampensau. Und zwar eine, der offenbar nichts peinlich ist. Oder zumindest nicht viel. Genüsslich blickt er auf verschiedene Suchterfahrungen zurück, wird auch gerne mal obszön, erstaunlicherweise aber nie peinlich – abgesehen von der einen Szene aus Polen, in der ein russischer Leibwächter nach dem ersten Joint Iron Maiden zum Gruppensex aufforderte. Die dazugehörigen Bilder dürften dem Publikum für immer im Gehirn eingebrannt bleiben. Na danke.

Unterhaltsam ist Dickinsons Exkurs aber auf jeden Fall, selbst als er von seinem Zungenkrebs berichtet, den er erfreulicherweise mit einer Chemotherapie besiegen konnte. Einziges Opfer: Sein Bartwuchs, der ihm aber ohnehin immer ein Graus war. Dass die Krankheit seiner phänomenalen Stimme nicht geschadet hat, haben die Kölner übrigens zuletzt Anfang Juli vergangenen Jahres feststellen können, als Iron Maiden im Rhein-Energie-Stadion eine bombastische Show ablieferte. Und auch 2023 tourt die Band durch Deutschland; unter anderem stehen am 25. und 26. Juli zwei Konzerte in der Westfalenhalle Dortmund an. Natürlich mit Bruce Dickinson. Und ohne Ente.

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