Cara: Ausflug ins irische Mittelalter

Schöne Melodien zu blutigen Geschichten: Das ist eines der Markenzeichen jener irischen Folk-Songs, die Bands wie Cara besonders gerne im Repertoire haben, Lieder von Liebe und Leid, die in der ein oder anderen Form schon vor Hunderten von Jahren gesungen wurden. Diese Art der musikalischen Unsterblichkeit ist natürlich verführerisch, insbesondere für eine deutsch-irische Formation, die derzeit immerhin ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Und so nehmen Cara ihr Publikum auch in der Harmonie mit auf eine Reise ins Mittelalter – und wieder zurück.

Cara sind eine Klasse für sich: Die erste deutsche Irish-Folk-Formation, die sich in den USA etablieren konnte und auch in Irland und Schottland einen guten Ruf genießt, bezaubert die Menschen im Saal nicht nur mit düsteren Balladen über die amourösen Abenteuer ehebrecherischer Ritter, die Odyssee eines Seemanns und die Hartnäckigkeit einer schwangeren Heldengattin, sondern auch mit Eigenkompositionen, die sich nahtlos in das traditionelle Repertoire einpassen. Ein Lied über eine verheiratete Frau, die Mann und Kind zu Gunsten eines feschen Liebhabers verlässt, der sich allerdings als der Teufel in Person entpuppt – die erste bekannte Fassung stammt von 1650 – trifft so auf ein Lied über Neujahrsvorsätze, die sich aus unerfindlichen Gründen nie zu ändern scheinen. Jedes der vier Bandmitglieder bringt seine eigenen Songs ein, angefangen bei der schottischen Pianistin Kim Edgar mit ihrem glockenhellen Sopran und der feinen Harmonik. Aber auch Fiddle-Spielerin und Hauptsängerin Gudrun Walther, ihr Partner Jürgen Treyz (Gitarre) und der Uilleann-Pipes-Spieler Hendrik Morgenbrodt tragen zu dem Erfolg von Cara bei. Genüsslich wechselt die Band dabei zwischen den Highlands und der Grünen Insel, zwischen dahinfließenden Erzählungen und zum Tanze auffordernden Jigs und Reels, immer um Abwechslung bemüht. Was meistens klappt – lediglich die als „Folk-Oper“ angekündigte „Ballad of Little Musgrave“ mit ihren gut zehn Minuten wird irgendwann zu vorhersehbar. Schön ist dagegen ein Stück, das Walther ursprünglich nach einem Besuch im Norden Skandinaviens schrieb, dessen Mittelteil aus der Feder von Treyz allerdings bewusst kubanische Züge zeigt. Das Publikum ist auf jeden Fall begeistert und bejubelt Cara mit lang anhaltendem Applaus.

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