Abba, Lady Gaga, Gerry Raferty, Boney M, Robin Schulz: alles in Blech. Und alles mit Techno-Beats. Was wirklich hervorragend klingt, zumindest wenn Knallblech diese Transformation vornimmt. Die jüngste Brass-Kombo aus der Musik-Brutstätte des Kardinal-Frings-Gymnasiums, das immerhin schon die Bands Querbeat und Druckluft hervorgebracht hat, bedient sich für ihre erste Tour frei nach dem Motto „the Beat goes on“ ausgiebig in der gesamten Pop-Geschichte, verschmilzt Klassiker und Chart-Erfolge unter Einbeziehung eines DJs zu einer ganz eigenen Melange und schmettert das Ergebnis dann grinsend dem Publikum um die Ohren. Jetzt haben Knallblech erstmals in der Harmonie gespielt, dort aber dennoch Heimspiel gehabt – und angesichts der Stimmung im Saal dürfte dies erst der Anfang gewesen sein.
Seit 2016 sind Knallblech aktiv und haben sich – auch das haben sie mit Querbeat und Druckluft gemeinsam – zunächst im Karneval einen Namen gemacht. Dann jedoch bremste Corona die Band gnadenlos
aus, so dass sie erst jetzt anfangen kann, ein eigenes Profil zu entwickeln. Insofern ist die Tour auch ein Experiment, eine Möglichkeit, sich auszuprobieren und neue Ansätze zu verfolgen. Vor
allem Gitarrist Eric Sommer spielt mit Genres, wandelt mal mit Bassist Paul Brendel auf Eletro-Pop-Pfaden oder zaubert ein souveränes Solo aus dem Ärmel. In der vollen Besetzung zeigt sich die
Freude an der Vielfalt dann hingegen eher in der Rezeption als in der Umsetzung. Fröhlich plündern die 13 Musiker Motive aus fünf Jahrzehnten, schnappen sich zum Beispiel das Saxofon-Solo von
„Baker Street“ ebenso wie die Refrains von „Daddy Cool“ und „I'm Blue“ und kleiden die Fragmente geschickt in ein neues Gewand, mit dem sich die Stücke auf jeder Tanzfläche sehen und hören lassen
können, während Sommer den aufgekratzten Mallorca-Animateur mimt und die Menge zum Tanzen auffordert. „Wir. Brauchen. Eure. Hände!“ Na, wenn's weiter nichts ist...
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Das Publikum in der ausverkauften Harmonie macht auf jeden Fall gerne mit, selbst wenn es um kleine Choreographien geht. Wie könnte man auch stillstehen angesichts der druckvollen Grooves, die Knallblech abfeuert. Dass gerade hier noch ein bisschen mehr Varianz gut tun würde, fällt da kaum auf. An vergleichbare Formationen wie Querbeat oder auch die Jazzrausch Bigband aus München kommen Knallblech eben nicht ran. Noch nicht. Denn das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden, die Leidenschaft sowieso, und die Präsentation ist schon jetzt auf einem hohen Niveau. Für all die Tanzbewegungen der spielfreudigen Band ist die Harmonie-Bühne auf jeden Fall fast schon zu klein, von einer Energiekrise kann zumindest hier keine Rede sein. Wenn Knallblech so weitermachen, ist der Weg zur Spitze möglicherweise kürzer als man denkt.
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