The BossHoss: Party-Rock aus dem Wilden Westen

Am Ende wird selbst auf der Bühne gefeiert. 30 bis 40 Damen aus dem Publikum haben The BossHoss für die Zugaben bei ihrem Konzert auf dem Bonner KunstRasen spontan ausgewählt, um zu ihnen zu kommen und ein bisschen zu tanzen, dicht gedrängt zwischen  Alec „Boss Burns“ Völkel, Sascha „Hoss Power“ Vollmer, zwischen Mundharmonika-Spieler Malcolm „Hank Williamson“ Arison und den Mitgliedern der Tijuana-Wonderbrass-Bläsersektion in ihren Luchador-Masken. Wenn schon Party, dann bitte richtig, bis zum Exzess und darüber hinaus, und zwar bis zur letzten Sekunde. Darauf verstehen sich The BossHoss mit ihrem mitunter sehr klischeebeladenen, aber doch meistens überaus unterhaltsamen Cowboy-Rock meisterhaft – und das Publikum liebt sie dafür. An diesem Abend spielt Corona wirklich keine Rolle mehr, ist wieder alles möglich, euphorisches Mitsingen, ein Bad in der Menge für Boss Burns und eben die Einladung an die Ladys. Warum? Weil es einfach Spaß macht. Und das ist bei The BossHoss die Hauptsache.

Stilistisch sind die Cowboys nicht ganz so stringent, nehmen immer wieder Country- und Rock-Elemente auf, greifen aber auch ebenso gerne zu Pop, Funk, Hip Hop und Metal und wühlen dazu regelmäßig in der Kiste mit den Musik-Klischees. Da wird die Faust in die Höhe gestreckt und und die Base-Drum bearbeitet, ein Amerikanismus nach dem nächsten mit vermeintlichem Südstaaten-Slang eingebaut, der guten alten Disco-Zeit gehuldigt und dem Vorzeigebild eines Las-Vegas-Glitzer-Cowboys, der doch schon selbst eine Parodie darstellt und jetzt noch einmal durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen wird. Denn ernst meinen können The BossHoss ihre Musik eigentlich nicht. Doch selbst wenn Mister Burns und Mister Power jede einzelne Nummer mit einem Augenzwinkern anmoderieren würden, schmerzt etwa der schauderhaft generische Beat des Dolly-Parton-Covers „Jolene“ in den Ohren; andererseits haben die Lieder live noch einmal eine andere Qualität als auf den Platten, nicht zuletzt dank der starken Bläser und der offensichtlichen Spielfreude aller Beteiligten.

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Obwohl die Tour von The BossHoss wegen Corona mehrfach verschoben werden musste, halten sich die Cowboys nicht allzu lange beim 2018er Album „Black is Beautiful“ auf. Der Titelsong zeugt noch von einer immensen Kraft und einer bis dato nicht bekannten Dichte des Band-Repertoires, und immer wieder kehren die Cowboys auf dieses Level zurück (etwa bei „Bullpower“). Dazwischen wandeln die vermeintlich kernigen Herren allerdings nur zu gerne auf Pop-Pfaden, etwa bei „My Personal Song“, bei der Ballade „Break Free“ oder bei „Dance the Boogie“, der ersten Single-Auskopplung des im Frühjahr 2023 erscheinenden neuen Albums „Electric Horsemen“ , die leider weder mit Boogie noch mit Woogie irgendetwas gemeinsam hat. Das Publikum ist dennoch begeistert, zumal die Setliste abwechslungsreich genug ist, die großen Hits selbstverständlich erschallen – und The BossHoss nun einmal eine der besten Livebands des Landes sind. Feuerfontänen und Lichteffekte, fetzige Soli und große Kostüme, große Gesten und passende Kostüme sind Pflicht; vor allem aber spürt man, dass jedes einzelne Bandmitglied einfach Spaß hat an diesem Konzert und an diesem Publikum, das immer wieder eingebunden wird. Mal soll es mitsingen, dann wieder Boss Burns beim Crowd Surfing auf Händen tragen. Kein Problem, machen die Fans gerne. Und freuen sich schon auf ein Wiedersehen.

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