The Simple Minds: Das Beste einer Dekade

„Don't You (Forget About Me)“ – wie könnte man auch. Nicht nach diesem Auftritt, dem inzwischen dritten auf dem Bonner KunstRasen in den vergangenen zehn Jahren. Die Simple Minds um Frontmann Jim Kerr sind auch nach fast 45 Jahren auf der Bühne ein Erlebnis, ihre einzigartige Mischung aus New Wave, Art-Rock und Elektro-Pop ein Sound der 80er, der trotzdem auch heute noch hervorragend funktioniert. Jetzt sind sie im Rahmen ihrer „40 Years of Hits“-Tour endlich wieder in den Rheinauen gewesen und ließen den wichtigsten Teil ihrer bisherigen Erfolgsgeschichte Revue passieren, während sie gleichzeitig einen kurzen Blick nach vorne wagten, auf das kommende 18. Studioalbum „Direction of the Heart“, das im Oktober erscheinen soll und aus dem die Band zwei ganz besondere Stücke spielte. Eines für die Vergangenheit. Und eines für die Zukunft.

Mit dem ersten dieser beiden Titel eröffneten die Simple Minds denn auch nach einem bemerkenswerten Auftritt von Imelda May ihr Konzert. „Act of Love“ war 1978 der erste Song, den die Band jemals live gespielt hat, und Bestandteil jenes Demo-Tapes, mit dem sie kurz darauf den ersten Plattenvertrag erhielten. Im Studio ist der Song allerdings nie aufgenommen worden, und auch bei Konzerten hatten die Schotten ihn jahrzehntelang nur selten im Repertoire. Jetzt aber ist „Act of Love“ wieder da, modernisiert und pulsierend, ein ideales Beispiel für die New-Wave-Einflüsse, die die Simple Minds vor allem in ihrer Frühphase aufnahmen und die sich bis heute wie ein roter Faden durch ihre Musik ziehen. Auf dem KunstRasen kam die Nummer gut an, zumal Jim Kerr nur so sprühte vor Energie, ständig von einem Ende der Bühne zum anderen jagte und sich offenbar mehrfach ein Mikrofon mit Kabel wünschte, um dieses wie bei anderen Konzerten durch die Gegend zu wirbeln. Die exzellente Band erwies sich als nicht weniger präsent, angefeuert von der starken Drummerin Cherisse Osei, die zusammen mit Rhythmus-Gitarrist Gordy Goudie und Bassist Ged Grimes ein kraftvolles Fundament bildete, auf dem Keyboarderin Berenice Scott und Gitarrist Charlie Burchill, neben Kerr das einzig verbleibende Gründungsmitglied, aufbauen konnten.

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Weitere Stücke aus den ersten Jahren der Simple Minds folgten auf „Act of Love“, und schnell wurde offenbar, dass der Tourtitel ein bisschen irreführend war: Die „40 Years of Hits“ wurden auf die erfolgreichste Dekade der Band-Geschichte heruntergebrochen, von 1981 („Love Song“) bis 1991 („See the Lights“). Dem Publikum war das jedoch egal, kam es doch so in den Genuss jener Lieder, auf die ohnehin alle hinfieberten. Denn natürlich lieferten die Simple Minds mit dem intensiven „Belfast Child“ ab, dessen Dynamik Kerr einfach meisterhaft beherrschte, und natürlich erklangen auch das wegweisende „Don't You (Forget About Me)“ sowie „Alive and Kicking“, das wie keine andere Nummer als Synonym der Band gelten kann. Doch auch andere Stücke sorgen für Begeisterung, nicht zuletzt das opulente, fast schon orchestrale „Book of Brillant Things“, bei dem endlich auch Background-Sängerin Sarah Brown mit ihrer fantastischen Soul-Stimme den Raum einnehmen durfte, der ihr zusteht. Was für ein Organ, was für eine Präsenz. Doch schnell übernahm Kerr wieder das Ruder, mit der Menge spielend und singend, so dass sich „Don't You (Forget About Me)“ auf nahezu zehn Minuten dehnte. Und jede Sekunde war ein Vergnügen. So blieben denn am Ende, nach knapp zwei Stunden Konzert, alle Besucher selig zurück. Bis zum nächsten Mal. Denn wenn es nach den Simple Minds geht, sind sie noch lange nicht mit der Musik fertig.

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