M. Mazué Trio + Olivia Trummer: Musik für Kopf und Seele

Es gibt Musik, die trifft direkt ins Herz, berührt die Seele und verzaubert die Sinne, Musik, die unmittelbar wirkt und das gesamte Repertoire von Emotionen abdecken kann. Und dann gibt es Musik für den Kopf, die man sich erst erschließen muss, komplex, verschachtelt, eigenwillig, anstrengend. Bei dem Jazzfest-Konzert im LVR Landesmuseum waren am vergangenen Donnerstag beide Arten zu hören. Dort traf die Singer-Songwriter-Jazz-Virtuosin Olivia Trummer, die sich für ihr neues Album „For You“ die Unterstützung des Gitarren Kurt Rosenwinkel und des italienischen Trompeters Fabrizio Bosso sicherte, auf das expressionistisch-avantgardistische Matthieu Mazué Trio, das den internationalen Wettbewerb JazzBeet des Jazzfests Bonn für sich entschieden hatte. Eine kontrastreiche Kombination zum Nachdenken und Wohlfühlen.

Der erste Höreindruck des Matthieu Mazué Trios war allerdings kein Genuss im eigentlichen Sinne. Die Dekonstruktion von Melodien, Harmonien und Rhythmen sowie der wilde Galopp von Klavier, Schlagzeug und Bass in drei verschiedene Richtungen war zumindest für Liebhaber einer zumindest rudimentären Struktur nicht allzu leicht zu verkraften. Doch schnell zeigte sich, dass der erste Eindruck täuschte: Dissonanzen und Verschiebungen waren alles andere als beliebig sondern vielmehr Ausdruck eines Konzepts jenseits der Norm, mit großen Bögen, die unter Fragmenten und Trümmern immer wieder durchschienen. Herausragend war dabei das Talent des Schweizer Trios, stets eine bemerkenswerte Spannung aufrechtzuerhalten und einem mitunter unhörbaren, aber dennoch präsenten Puls zu folgen.

Der Auftritt des Trios von Olivia Trummer erwies sich derweil als wohltuende Entspannung. Die 36-Jährige mit der warmen Stimme und den flinken Fingern hätte den Abend auch ganz allein tragen können – andererseits hätten dann doch einige leuchtende Farben auf der musikalischen Leinwand gefehlt, die durch gefühlvolle Balladen und elegant groovende Uptempo-Nummern ein schönes Motiv nach dem nächsten erhielt. Vor allem Trompeter Fabrizio Bosso sorgte mit seinem vielseitigen Spiel für einen wunderbaren Kontrapunkt, während Kurt Rosenwinkel, an dessen Band „Caipi“ Trummer beteiligt ist, mitunter fast schon ein wenig zu brav wirkte. Gleichzeitig spürte man aber auch eine tiefe Verbundenheit zwischen ihm und Trummer, eine Liebe zu schönen Melodien und zu klaren Linien, die den Abend nach dem wilden Ritt Mazués wieder einfingen und letztlich keine Wünsche offen ließen.


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