Wille and the Bandits: Rockende Schurken

Drei Jahre, und schon ist alles anders. Seit dem letzten Bonn-Konzert von Wille and the Bandits im Jahr 2019 hat sich Sänger und Gitarrist Wille Edwards eine komplett neue Band zusammensuchen müssen, und das mitten in der Pandemie. Das ist dem charismatischen Frontmann aus Cornwall jedoch erfreulicherweise gelungen. Erweitert zum Quartett machen die neuen Banditen da weiter, wo die alten aufgehört haben, ballern in der Harmonie mit Blues-, Rock- und Folk-Munition und treffen dabei fast immer ins Schwarze.

Allzu voll ist es leider nicht; schade angesichts der Euphorie, die Wille and the Bandits auch in der zweiten Inkarnation hervorrufen können. Mit der neuen Lockdown-Platte „When The World Stood Still“ im Gepäck legen die vier gleich mal so richtig los – gut, anfangs vielleicht noch einen Tick zu träge, das Gaspedal aber immer weiter durchdrückend. Gleichzeitig stellen sie ihre Vielseitigkeit unter Beweis, gestalten Hip-Hop-Einflüsse bei „Caught In The Middle“ (und später bei dem eindeutig von den Red Hot Chili Peppers beeinflussten „Keep It On The Down-Low“) ebenso aus wie die Soul-Anklänge bei „Move Too Fast“ und vermengen dies mit einer kräftigen Dosis Rock. Das kommt an, zumal sich das Quartett spätestens dann eingegroovt hat, als es zu den älteren Nummern kommt, zu „Judgment Day“ vom 2019er Album „Paths“ oder dem inzwischen zehn Jahre alten Klassiker „Mammon“ mit seinem Surfer-Charme und dem entspannten Latino-Rhythmus.

Am Ende haben Wille Edwards und seine Kumpane das Publikum vollends in der Hand. Die Mitsing-Hymne „Good Stuff“, die live deutlich druckvoller klingt als jede Aufnahme, lässt niemanden kalt, und beim hypnotischen „I'm Alive“, das durch das flirrende Spiel von Drummer Finn Mcauley beinahe einen Trance-Charakter erhält, zeigt ein Blick durch die Harmonie durchweg selige Gesichter. „Sing Halleluja“, schmettert Edwards, und ein Halleluja soll er auch bekommen. So geht’s. Kein Wunder also, dass er und die Bandits noch ein paar Zugaben spielen müssen, darunter das treibende „Make Love“. Klasse. Wenn die Entwicklung von Wille And The Bandits so weitergeht, ist die Zukunft des Rock gesichert.

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