Ezio: Ein kleines bisschen Wunschkonzert

Inspiration kann aus vielem entstehen. Selbst aus Fernsehwerbung für erotische Kontakte. Dem britischen Singer-Songwriter Ezio Lunedei war vor allem das Bild einer grauhaarigen Domina im Gedächtnis geblieben, die ihn des Nachts in verschiedenen deutschen Hotelzimmern immer wieder aufforderte, zum Telefonhörer zu greifen. „Ruf mich an“, diese Worte haben sich ihm förmlich eingebrannt – und so tat er, was jeder Künstler tut, wenn ihn eine Szene nicht mehr loslässt, schrieb ein Lied (in diesem Fall einen Country-Song) und hoffte auf das Beste. Was bei Ezio vieles ist, aber auf keinen Fall langweilig. Zusammen mit seinem Freund und Bühnenkollegen Mark „Booga“ Fowell hat er nun in der Harmonie gezeigt, dass Poesie und Porno mitunter gar nicht so weit voneinander entfernt sind.

Für Ezio ist Endenich ein vertrautes Pflaster. Immer wieder ist das Duo in den vergangenen Jahren in den Club gegangen, hier kennt und schätzt man die Gitarrenkünste und das Songwriting der beiden. Zumal beides weit über den augenzwinkernden Country-Song hinausgeht. Lunedei kann auch durchaus gesellschaftskritisch schreiben oder auch sehnsüchtig träumend, kann seine Tochter besingen, die viel zu schnell erwachsen wird, oder einen Kollegen, der mit Schmerzen in der Brust erst ins Krankenhaus und dann zu einem Auftritt geht, wo er stirbt. Derweil bleibt Fowell stumm und lässt stattdessen seine Gitarre sprechen. Der Hühne versteht sich auf wunderbare Soli, die nie allzu elaboriert sind aber auch nie gekünstelt, nicht Selbstzweck sondern stets dem Lied dienend. Das Publikum genießt die entspannte Atmosphäre zwischen Balladen und kernigem Rock, stimmt auch immer wieder ein, vor allem bei den Klassikern, die es zum Teil offensiv einfordert. So wird der Abend auch zu einem kleinen Wunschkonzert. Und einfach inspirierend.

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