„Bubbles“: Ausbruch aus den Echokammern

Die ganze Welt besteht als Bubbles. Aus Familien, Freundinnen und Freunden, Nationalitäten und sonstigen Gesellschaftskonstrukten, aber auch aus Fans eines bestimmten Musikstils oder den Followern eines Influencers. Mit diesen und anderen Filterblasen haben sich nun neun Jugendliche im Theater Marabu auseinandergesetzt und aus ihren eigenen Erfahrungen und Perspektiven heraus eine einstündige Collage aus Info-Texten und Choreographien entwickelt. Jetzt konnte „Bubble Up Your Life“ vor ausverkauftem Haus eine umjubelte Premiere feiern.

Der Weg hinein in eine Bubble ist leicht: Ein Klick bei Google, Amazon oder einem der sozialen Netzwerke, dann vielleicht noch ein zweiter, schon ist man im Netz der Algorithmen gefangen. Diese schlagen immer mehr Seiten und Beiträge vor, die einem gefallen könnten, und ehe der Nutzer es sich versieht, bewegt er sich nur noch in der Gesellschaft von Gleichgesinnten. Ist doch gut, oder? Diese Frage stellen sich die Jugendlichen in „Bubble Up Your Life“ auch. Und gelangen zu einer klaren Antwort: Nein. „Soziale Medien schränken meinen Blickwinkel ein“, sagt eine – und sofern man sich bereitwillig in eine so genannte Echokammer begibt, in der ausschließlich die eigenen Meinungen gespiegelt werden, wird dieser Effekt noch potenziert. „Der Algorithmus stärkt Ansichten, aber er verändert sie nicht“, erklärt eine weitere Schauspielerin.

Zwischen diesen analytischen Passagen strahlt derweil die Lebenswirklichkeit der Generation Z hindurch, oder zumindest das, was die Jugendlichen dafür halten. Ihre Welt ist bunt, mit permanenter Musikbeschallung und Anweisungen aus dem Kaugummi-Automaten, die bereitwillig befolgt werden, selbst wenn das von außen betrachtet eher albern aussieht. Aber gut, was ist schon normal? Jeans? Oder doch lieber Leggins? Techno oder K-Pop? Und wer entscheidet darüber? Das Netz? Und wenn dem so ist, will man dann „normal“ sein? Derartige Gedanken treiben die Jugendlichen um, stehen gar im Mittelpunkt von „Buble Up Your Life“. Dabei hinterfragen sie sich auch selbst, sich und die Privilegien, die sie zum Teil genießen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Letzteres soll sich auch das Publikum bewusst machen, das bei einer aufgezwungenen Fragerunde Rede und Antwort geben muss. Leider sind es diese und andere Mitmach-Passagen, die der Aufführung Tempo und Spannung entziehen – vor allem der Versuch, zwei Personen aus dem Saal vor einer imaginären Kamera zu bestimmten Posen zu bewegen. Diese Szene wirkt so aufgesetzt, dass beinahe das ganze Stück zusammenzufallen droht. Mit der gesuchten Normalität hat sie auf jeden Fall nichts zu tun. Aber vielleicht ist das auch nur die Folge einer weiteren Bubble. Das Publikum liebt auf jeden Fall auch diese Versuche der Interaktivität und spendet dem Ensemble am Ende tosenden Applaus.

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