Blues Caravan: Blues, Rock und eine One-Woman-Band

Die Karawane rockt weiter. Zum Glück. Nachdem Corona die beliebte Blues Caravan aus dem Hause Ruf Records im vergangenen Jahr ausgebremst hatte, verheißt die aktuelle Tour die Rückkehr internationaler Stars auf den Kontinent. Einmal mehr stehen drei Künstler aus den Vereinigten Staaten, die kurz vor ihrem Durchbruch in der Rock- und Blues-Welt stehen, gemeinsam auf der Bühne der Harmonie, und einmal mehr freut sich ein Publikum über Neuentdeckungen von Labelchef Thomas Ruf, die man im Auge und vor allem im Ohr behalten sollte. Will Jacobs, Katie Henry und Ghalia Volt geben in Bonn auf jeden Fall Vollgas – und überzeugen jeder auf seine Weise.

Jacobs macht den Anfang. Der 28-Jährige aus Chicago ist kurzfristig für Ryan Perry eingesprungen, der schon 2020 mit seinem virtuosen Spiel begeisterte. Jacobs kann daran nahtlos anknüpfen: Er ist ein exzellenter Gitarrist, der sich im Blues ebenso zu Hause fühlt wie im Funk und mit herrlich differenzierten und kreativen Soli zu überzeugen versteht. Stimmlich fehlt ihm allerdings sowohl die Fülle als auch die Melancholie, die man für den Zwölftakter normalerweise braucht. Keine Frage, er macht seine Sache ganz ordentlich, doch erst als er sich in bester Elvis-Manier in eine wilde Rock 'n' Roll-Nummer stürzt, zeigt sich die ganze Fülle seines Potenzials. Und das ist riesig. Vor allem wenn er rockt.

Auch Katie Henry ist unglaublich wandlungsfähig und eine noch größere Überraschung als Will Jacobs. Die junge Musikerin, die sich am Keyboard und mit einer Gitarre gleichermaßen wohl fühlt, wird gerne mal mit Janis Joplin verglichen, und ihre herrlich tiefe Stimme, die mal samtweich eine Ballade intoniert und dann wieder einen rauen Blues in die Welt entlässt, lässt tatsächlich mitunter Parallelen erkennen. Dazu kommt ein hervorragendes Songwriting, das Lust auf mehr macht, auf noch mehr Überraschungen, noch mehr Leidenschaft, noch mehr melodische und stilistische Vielfalt. Von Katie Henrie will, nein muss man in Zukunft noch mehr hören.

Und dann wäre da noch Ghalia Volt. Die Ein-Frau-Band. In den USA sieht man sie öfters mal mit Gitarre am Schlagzeug sitzen und dabei mit der Energie eines Atomkraftwerks einen Titel nach dem anderen anstimmen. In der Harmonie hat sie mit Dennis Palatin und Tomek Germann zwar eine souveräne Band im Rücken, doch das bedeutet nur, dass die gebürtige Belgierin mit noch mehr Kraft nach vorne gehen und noch tiefer in die Musik eintauchen kann. Was sie nur zu gerne ausnutzt. Und ja, diese Frau hat den Blues, von den Zehenspitzen bis zu ihrer Haartolle und von der ersten bis zur letzten Saite. Von den drei Künstlern der Blues Caravan kommt sie der traditionellen Spielweise des Zwölftakters am nächsten, nicht weil sie sich besonders zurückhält, sondern weil sie über dieses einzigartige Feeling verfügt und über eine Stimme, die so klingt, als hätte sie schon einiges mitgemacht. Ein starkes Finale einer starken Blues Caravan.

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