Zwei Auftritte an einem Tag, das ist sportlich, selbst für einen versierten Chor wie BonnVoice. Immerhin hat die Pandemie alle Vokalensembles besonders hart getroffen und mit zahlreichen Einschränkungen bedacht, inklusive Probenverboten. Andererseits ist gerade im Moment wieder jeder Zuschauer wichtig, und so geben BonnVoice an diesem vierten Adventssonntag eben zwei nahezu ausverkaufte Konzerte im Pantheon: eine Mischung aus Weihnachtsliedern, die sich schon länger im Repertoire befinden, und dem ein oder anderen neuen Stück, das die Formation seit Beginn der Lockerungen im Sommer einstudiert hat. Und auch wenn vielleicht noch nicht jeder Ton ganz genau da sitzt, wo er hingehört, spricht das Ergebnis doch für sich und unterstreicht eindrucksvoll, warum BonnVoice unabhängig von irgendwelchen Wettbewerben zu den besten Chören im Westen gehören.
Zumindest im sakralen Bereich vertrauen BonnVoice dabei weitgehend auf bewährte Stücke. „Wir sagen euch an den lieben Advent“, seit Jahren der Opener jedes Weihnachtskonzerts, gelingt auch im Pantheon wieder, ebenso wie die intensive Interpretation von „Es kommt ein Schiff gefahren“. Dazu noch „Ein neues Weihnachtslied“ und eine angeswingte Version von „Tochter Zion“, schon ist das Fundament gelegt, auf dem dann auch Raum für ein paar Experimente ist. Von den beiden Ensemble-Stücken in Kleinstbesetzung, die in der zweiten Hälfte das Repertoire erweitern, wartet erstaunlicherweise ausgerechnet der Klassiker „O come all ye faithful“ mit zahlreichen Unsauberheiten auf, auch weil sich ein paar Stimmen in den eingestreuten Solo-Parts überschätzen (ähnliches zeigte sich schon früher bei Daft Punks „Get Lucky“) . Auf der anderen Seite meistern fünf andere Sängerinnen und Sänger direkt im Anschluss mit „That's Christmas to me“ von den Pentatonix ein durchaus anspruchsvolles Stück mühelos, wenn auch ein wenig verhalten. Das aber ist eine grundsätzliche Eigenschaft des gesamten Chores, den Chorleiter Tono Wissing stets auf feine Harmonien trimmt, aber nur selten auf kraftvolle Präsenz. Für das Weihnachtsprogramm passt dieses Konzept immerhin. „Ich verbinde diese Zeit des Jahres immer mit Liedern“, erklärt ein Chormitglied während einer Moderation. „Musik, zack, Weihnachtsstimmung“, egal ob am Strand von Ibiza oder an den frostigen Küsten Islands. Dann spielt auch das Lied nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich um die feine Version von Tracy Chapmans „Mountain o' things“ handelt, um das Wiegenlied „Still, Still, Still“ oder um den BonnVoice-Klassiker „Mary did you know“, der einfach immer funktioniert. Das Publikum ist entsprechend begeistert, um so mehr in einer Zeit, in der so ein Chor-Konzert leider längst nicht mehr selbstverständlich ist.
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