Prix Pantheon - Finale: Freudentränen zum Finale

Erst die künstlichen und dann auch die echten Tränen: Eva Karl Faltermeier hat den Jurypreis des Prix Pantheon gewonnen und war von diesem Erfolg sichtlich gerührt und bewegt. In ihrer Rolle als weinende, jammernde Ehefrau und Mutter, die an den glamourösen Idealbildern der Instagram-Mamas in ihrer ach so perfekten Welt verzweifelt, hat sich die Südoberpfälzerin gegen vier weitere Finalistinnen und Finalisten durchgesetzt und gilt jetzt offiziell als „Frühreif und verdorben“. „Es macht so eine Freude, wenn eine kluge Frau böse wird“, betonte Jury-Präsidentin Gerburg Jahnke bei der Laudatio auf die 38-Jährige. Dabei hielt sich Faltermeier noch zurück, gab sich mit entsprechendem Make-Up eher aufgelöst denn grantig, eher jammernd denn wütend. Insofern war ihr der Sieg keineswegs gewiss, erst recht nicht angesichts der erfreulich starken Konkurrenz.

Tatsächlich erwies sich der Prix Pantheon 2021 am Finaltag als Goldgrube für die Kleinkunstszene. War am Vortag noch Florian Hacke mit seinen rhetorisch brillanten, fast schon philosophischen Argumentationen ein Favorit, so holten die anderen Mitbewerber im Finale alles aus sich heraus. Hacke verrannte sich derweil ein wenig in der Abrechnung mit einzelnen Politikern, träumte von einer Bruchlandung auf einer einsamen Insel zusammen mit Alice Weidel und Christian Lindner und überlegte, wer wen wohl als erstes töten und verspeisen würde – scharfzüngig, aber letztlich doch ein wenig zu platt. Derweil drehte Martina Schönherr so richtig auf und wettert über ihren Mann mit der Lizenz zum Angeln sowie über die Folgen, die das für die Beziehung und für die Wohnungseinrichtung hat. Barsch-Flipflops und weihnachtliche Forellen-Deko können selbst ein gutmütiges Naturell in die Verzweiflung treiben, und eine derartige Gemütsverfassung zählt mit Sicherheit nicht zu den Vorzügen der Mitt-Dreißigerin.

Auch Johannes Floehr, der bei der Angabe seines Alters gerne mal flunkert und eine Vorliebe für die Absurditäten des Alltags und der deutschen Sprache hat, steigerte sich im Vergleich zum Vortag, erinnerte sich an seine Wurzeln als Poetry-Slammer und trug ein paar irrwitzige Dialoge in doppelter Twitter-Länge vor. So kompakt kann Komik sein. Bei einer vorgeschriebenen Improvisation wirkte Floehr allerdings zu wirr im Vortrag. Schade. Dagegen machte Stefan Danziger alles richtig: Der ehemalige Stadtführer schöpfte aus seinem immensen Wissensschatz, erläuterte mal gerade eben den sumpfigen Ursprung Berlins und den Grund, warum der König von Preußen im Kurfürstentum Brandenburg herrschte – all das garniert mit feinen Witz und schalkhaftem Stil. Von Danziger könnten noch viele Geschichtslehrer lernen. Das Publikum war auf jeden Fall begeistert und kürte den 37-Jährigen zum Sieger in der Kategorie „Beklatscht und Ausgebuht.“

Der Ehrenpreis des Prix Pantheon ging derweil an einen Mann, der die Bühne kaum, das Fernsehen dafür umso nachhaltiger geprägt hat: Oliver Kalkofe. Der bissige Satiriker, der sich selbst als „Furunkel am Arsch der Fernsehunterhaltung“ bezeichnet, hat im Laufe seiner Karriere allerlei Peinlichkeiten der verschiedenen TV-Sender aufs Korn genommen und sie konsequent überzeichnet. Nicht immer waren seine oft derben, gehässigen Parodien willkommen, aus einigen – insbesondere denen von Schlagermoderator Achim Mentzel – entstanden allerdings auch echte Freundschaften. Die Laudatio hielt kein anderer als Bastian Pastewka, der „Inspector Very Long“ zu Kalkofes „Chief Inspector Even Longer“ in den Edgar-Wallace-Parodien „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“. Abgerundet wurde der Abend durch Auftritte von der Comedienne Tahnee, dem stets entschleunigten Johann König (der dafür auf der Autobahn mit 230 Stundenkilometern fährt, um eine halbe Stunde Lebenszeit zu gewinnen), dem Andreas-Schleicher-Duo sowie dem Polit-Kabarettisten René Sydow.

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