OnAir: Ungewöhnlich persönlich

Eigentlich müssten OnAir längst auf größeren Bühnen stehen als auf der im Haus der Springmaus. Immerhin ist das A-cappella-Quintett weltweit ausgezeichnet worden, und zumindest in Deutschland müsste die Formation seit der Teilnahme bei „The Voice of Germany“ massentauglich sein. Andererseits ist die Endenicher Kleinkunstbühne so etwas wie ein zweites Zuhause, und so kommen OnAir eben hierher, um ihre neue Show „Identity“ zu präsentieren. Und die ist genau das, was man bei OnAir erwarten kann: ein Spektakel mit ausgefeilter Lichttechnik, ungewöhnlichen Covern, komplexen Arrangements und fünf herausragenden Stimmen.

„Identity“ soll die persönlichste Show des Quintetts sein, gespickt mit Liedern, die den einzelnen Bandmitgliedern am Herzen liegen. So will Marta Helmin mit dem Hillsong-United-Titel „Oceans“ ein Statement zu ihrem Glauben machen, während sich Jennifer Kothe Katy Perrys „Chained to the Rhythm“ samt der darin enthaltenen Gesellschaftskritik ausgesucht hat. Wirklich bewegend ist allerdings André Bachmanns Anmoderation von Gerhard Gundermanns „Vater“, die den Tenor zu Tränen rührt. Ganz bewusst präsentieren OnAir das Stück reduziert – und erzielen die größte Wirkung, als sie Bachmann alleine lassen, ohne Begleittöne und ohne Effekte. Herrlich!

An anderer Stelle sind es hingegen genau diese Elemente, die den einzigartigen Sound von OnAir ausmachen. Ob sie nun „Teardrop“ von Massive Attack anstimmen oder das ungeheuer anspruchsvolle „New Born“ von Muse, stets ist die Technik gefragt. Dies gilt – wenn auch auf andere Weise – ebenso bei dem Höhepunkt des Abends: Da holt das Quintett Lichtdesigner Fabio auf die Bühne, der sich als erstaunlich guter Sänger italienischer Schlager und Rock-Hits erweist. Der ohnehin frenetische Applaus im voll besetzten Saal erfährt in diesem Moment noch eine Steigerung. Klasse.

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