Werner Koczwara: Hirn trifft Humor

Eigentlich könnte es so einfach sein: Unser Gehirn ist das mit Abstand komplexeste Organ auf der Welt, ein biochemischer, neuronaler Hochleistungsrechner, dessen Aufbau selbst das deutsche Verwaltungsrecht wie eine Leselöwen-Seite aussehen lässt. Doch warum verstehen die meisten Menschen besagtes Recht trotzdem nicht, und die Rechtsprechung noch viel weniger? Vielleicht kennt Werner Koczwara die Antwort darauf. Der 64-jährige Kabarettist, der sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten wiederholt den Abgründen und Absurditäten der Juristerei gewidmet hat, beschäftigt sich in seinem aktuellen Programm immerhin mit der Hirnforschung. Doch wenn er des Rätsels Lösung kennt, hat er sie im Haus der Springmaus für sich behalten – dafür aber so manch anderen Trick zu erklären versucht.

Sonderlich originell ist Koczwaras Konzept nicht: Ein Beamer, eine Leinwand, ein paar Studien und jede Menge Pointen, fertig ist das Programm. Was im Science Slam funktioniert, muss ja wohl auch auf der Kleinkunstbühne Erfolg haben. Wer würde schließlich nicht gernen wissen, warum ein Autohausverkäufer bei einem Kundengespräch als erstes einen Kaffee anbietet? Nicht aus Höflichkeit. Derartige Erkenntnisse sind durchaus spannend, dennoch kann keiner sonderlich großen Tiefgang bei diesem Format erwarten, weder in der einen noch in der anderen Richtung. Immerhin bemüht sich Koczwara, einige wenig bekannte Fakten über das Gehirn zu vermitteln, etwa dass es genau so viel Energie benötigt wie ein kastrierter Pudel, dass es schlechte Nachrichten für wichtiger hält als gute und dass beim Humor die Logik keinen guten Stand hat. Außer beim Reptilienhirn, das Witze und die damit verbundenen Überraschungen gar nicht mag. Gleiches gilt wahrscheinlich auch für eine mehr schlecht als recht gesungene Umdichtung von „Riders on the Storm“ (zu „Reiserechtsreform“), die unmittelbar vor der Pause viele positive Momente zerstört. Immerhin nimmt in der zweiten Programmhälfte die Pointendichte deutlich zu, so dass es wenigstens was zu lachen gibt. Und das Gehirn? Kann sich freuen. Und die Logik für ein Weilchen in den Zwölffingerdarm verbannen.

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