Jetzt darf er endlich wieder. Auf der Bühne stehen. Singen. Freund einladen. Sich ausprobieren. Max Mutzke hat diese Möglichkeiten, die ihm die Reihe „Quatsch keine Oper“ in Bonn seit einigen Jahren bietet, während der vergangenen anderthalb Jahre schmerzlich vermisst. Umso glücklicher ist er, dass er nun gleich zwei Konzerte an einem Tag geben darf und beide das Haus am Boeselagerhof gut füllen, während alle anderen Auftritte seiner „Wunschlos süchtig“-Tour auf 2022 verlegt wurden. In der Bundesstadt genießt der 40-Jährige allerdings auch großes Vertrauen, gilt er doch als Garant für feinen Soul-Pop und für spannende Überraschungsgäste. Dem wird Mutzke auch diesmal gerecht – trotz einiger musikalischer und komödiantischer Schwächen.
Dieses Mal hat Max Mutzke zwei aufstrebende Comedians eingeladen, mit ihm zusammen den Abend zu gestalten: Jan van Weyde und David Kebekus, die einen gemeinsamen Podcast betreiben, aber auch
solistisch unterwegs sind. Also unterbrechen die beiden immer wieder das Konzert von Mutzke, um für ein paar Minuten ihre Pointen loszuwerden. Was jeder auf ganz unterschiedliche Weise versucht.
Während Kebekus eher träge und ohne besondere Dynamik daherkommt, erweist sich Jan van Weyde als gut gelauntes Energiebündel. Der eine hinterfragt die Geschichte von Jesus, hofft auf mehr Alkohol
in der Kirche und auf einen Überfall seines Vaters auf einen Penny-Markt, der andere analysiert eher bemüht das Gelächter seiner Familie, überzeugt als Synchronsprecher und begeistert sowohl als
Grobi aus der „Sesamstraße“ als auch als eine Figur aus der Augsburger Puppenkiste. Letzteres ist tatsächlich der Höhepunkt des Abends, ein herrlich komischer Moment mit perfektem Timing und
brillanter Körpersprache. Davon bitte mehr.
Derweil folgt Max Mutzke seiner neuen alten Leidenschaft und widmet sich dem Soul-Pop, der erstmals komplett auf Deutsch daherkommt. Inhaltlich strotzen die Lieder vor Optimismus, vor Hoffnung
und Zweisamkeit. „Wir sind die beste Idee, die wir je hatten“, jauchzt er. Alles wird gut, so lautet seine auf Hochglanz polierte Botschaft, zumindest wenn alle an einem Strang ziehen und aktiv
werden, statt nur den Kehrvers mitzusingen. Und zu tun gibt es immerhin genug: Mal singt Max Mutzke gegen Wissenschaftsfeindlichkeit an („Die selbe Sonne“), dann wieder erinnert er an die
kollektive Verantwortung für diesen Planeten („Giganten“). Doch selbst über die Probleme singt er mit geradezu euphorischem Soul, in Dur statt in Moll, freudig statt warnend. Der Sound ist
letztlich austauschbar, trotz der starken Stimme Mutzkes, so dass viele Songs innerhalb von Sekunden nach Verklingen der letzten Note dem Vergessen anheim fallen. Schade, sind doch die Themen,
die der 40-Jährige anschneidet, heutzutage so wichtig wie nie. Im Ohr bleiben jedoch andere Stücke, zum Beispiel die „Ode Cologne“ (wenn auch eher wegen des Titels) oder die zärtliche
Geborgenheits-Ballade „Nimm du mich in den Arm“, die Mutzke als Zugabe spielt und für die er sich eine ganz besondere Duett-Partnerin ausgesucht hat: Carolin Kebekus. Die Comedienne, die zusammen
mit ihren Eltern nach Bonn gekommen ist, um ihren Bruder zu unterstützen, ist eine grandiose Sängerin – und auch Jan van Weyde verfügt über einen erstaunlich soliden Bass, wie er beim Ansingen
von „Leise rieselt der Schnee“ und „Stille Nacht“ beweist. Die beiden Weihnachtslieder erklingen vor der besagten Duo-Nummer, die einen starken Schlusspunkt an einem insgesamt kurzweiligen Abend
setzt. Der tosende Applaus des Publikums ist dafür Beweis genug.
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