„Die Magier 3.0“: Drei zum Preis von einem

Den Facettenreichtum der Zauberkunst zeigen: Das ist ein erklärtes Ziel von Christopher Köhler. Eines, das er alleine allerdings nicht erreichen kann. Deshalb hat der selbst ernannte Bad Boy der deutschen Zauberszene zum inzwischen dritten Mal Kollegen um sich geschart, die mit ihm zusammen auftreten und das Publikum überraschen, verblüffen und schockieren wollen. Im Pantheon haben sich „Die Magier“ damit allerdings schwer getan. Zu kleinteilig waren ihre Tricks, die sich auf der großen Bühne oft nur mit einer Videokamera einfangen ließen, und  zu schwach war mitunter die Dramaturgie. Dabei gab es durchaus einige faszinierende Momente – zumindest bei Mellow, der nur unter seinem Pseudonym genannt werden will.

Mellow ist ein charmanter Träumer, einer, der noch an Wunder glaubt. Mehr noch, er sammelt sie, trägt sie mit sich herum und holt sie dann und wann heraus, um die Zuschauer zu verzaubern. Was ihm auch im Pantheon gelang, indem er an die Nostalgie appellierte, an geteilte Erinnerungen und an den Spaß am Spiel. Scheinbar mühelos manipulierte er die berühmten Zauberwürfel Ernö Rubiks, die Zuschauer zuvor verdreht hatten, ganz nach seinen Vorstellungen, so dass sie ein bestimmtes Muster ergaben, und ebenso geschickt entnahm er Gegenstände aus Polaroids oder fotografierte Ereignisse, die erst noch geschehen sollten. Das alles gelang dem jungen Deutschen Vizemeister der Zauberkunst mit erfrischender Leichtigkeit und einem hervorragenden Gespür für Timing.

Auch Christopher Köhler war verschmitzt und umgänglich, während er sich dem widmete, was er selbst Freak Magic nannte: Er saugte einen Faden ein, um ihn durch das Auge wieder herauszuziehen, verschluckte Rasierklingen und holte sie sorgsam aufgefädelt wieder aus seinem Rachen, spielte Russisches Roulette mit einem Angelhaken in seinem Mund und mit geschüttelten Cola-Dosen, die ausnahmsweise nicht in irgendwelchen Körperöffnungen steckten. Kurzum, Köhler versuchte, sich als netter Punk zu inszenieren – was man ihm aber nicht abnahm. Wie auch, hatte das Publikum jenseits der ersten Reihe ohnehin nur die Möglichkeit, das Geschehen über eine Video-Projektion zu verfolgen, und gerade das brauchte nach anderthalb Jahren Corona keiner mehr. Blieb noch Mentalist Lars Ruth als Dritter im Bunde. Er ließ Zuschauer etwas zeichnen, ordnete ihnen dann die Skizzen zu und kopierte eine sogar, ohne sie vorher gesehen zu haben. Nett – im Vergleich mit vielen anderen Künstlern in diesem Bereich, die regelmäßig in Bonn zu Gast sind, aber doch ohne großen Wow-Effekt. Dennoch war das Publikum sehr angetan und applaudierte herzlich.

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