Frieda Braun: Macken, Schrullen und dann noch Männer

Das Leben ist wie eine Packung Colorado: Schön, so lange es Stafetten gibt, zunehmend stressiger, je mehr man nach diesen suchen muss, und am Ende ziemlich enttäuschend, weil nur noch Himbeeren übrig sind. Da hilft nur eine neue Packung. Oder ein Gemüt wie das von Frieda Braun. Die charmante Schrulle aus dem Sauerland hat nämlich schlichtweg keine Zeit zum Jammern, dafür ist sie viel zu beschäftigt, die zahlreichen Eigenarten ihrer legendären „Splittergruppe“ samt des dazugehörigen Anhangs zu notieren und darüber zu referieren. Am liebsten vor Publikum. Nun war sie mit ihrem neuen Programm „Jetzt oder nie“ im Haus der Springmaus zu Gast.

Natürlich dreht sich bei Friedas Erzählungen vieles um Corona. Die Pandemie hat schließlich alles durcheinander gebracht, von der Tagesstruktur über den neuerdings aufgeräumten Keller bis hin zu dem geplanten England-Urlaub mit Männern, der durch einen erzwungenen Heim-Urlaub ersetzt werden musste. Mit Männern! Oder noch schlimmer: mit sich selbst. Kein Wunder, dass alle Figuren im Braunschen Mikrokosmos noch ein bisschen seltsamer werden. Die robuste Brunhild, die neuerdings mit einer elektrischen Strumpfhose versucht, ihre welligen Beine zu glätten; die pingelige Mia, die mit ihrem spanischen Herpes-Erreger zu diskutieren beginnt, sobald sie Männern ohne Tischmanieren gegenübersitzt; und Krimi-Fan Lisbeth, die bei den spannendsten Szenen einfach umschalten muss, ob nun ein „Tatort“ im Fernsehen läuft oder die Fußball-WM.

Mit viel Liebe zum Detail und einem feinen Gespür für das Absurde im scheinbar Normalen erzählt Frieda Braun (alias Karin Berkenkopf) aus ihrem Leben, liebevoll lästernd und doch stets so, dass vor allem die Frauen im gut gefüllten Haus der Springmaus immer wieder lachend nicken. Ja, kennt man, diese Begeisterung vom Thermomix, zumindest bis man ihn das erste Mal reinigen muss, oder die museale Sammlung an Haushaltsreinigern, die irgendwie nie zur Neige geht. Nur selten, ganz selten wirken die dazugehörigen Pointen bemüht – lediglich der Versuch, kalte Frauenfüße mit der Aerodynamik einer Hummel zu verknüpfen, scheitert kläglich. Herrlich ist dagegen ihre Beschreibung eines Norwegen-Urlaubs mit wenig Salz und viel Ostwind (ja, da gibt es einen Zusammenhang) sowie ohnehin jegliche Gelegenheit, bei der Frieda Braun ihr Umfeld in Aktion treten lässt. Das ist ganz große Kunst. Wer das Programm verpasst hat: Am 25. Oktober spielt Frieda Braun erneut in der Springmaus.

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