Jamaram: Sonne, Mond und Reggae

Die Menge tanzt. Natürlich am Platz wie in Pandemiezeiten üblich, aber trotzdem ausgelassen, stehend, jubelnd, groovend. Etwas anderes wäre bei einem Konzert von Jamaram auch sehr ungewöhnlich gewesen. Seit mehr als 20 Jahren ist die Combo aus München ein Garant für gute Laune, die selbst im tiefsten Kellerloch die Sonne aufgehen und Bäume wachsen lässt, eine Band voller Reggae und Ska und Funk und Pop und Lebensfreude, die jeden zum Mitwippen und Aufstehen und Mitfeiern bringt. Kein Wunder also, dass Jamaram beim „Over the Border“-Festival genau richtig ist. In der Harmonie feiert die Band jetzt die Kraft der positiven Vibes, mit denen sich alles überwinden lässt, ob Grenzen oder Pandemien. Oder Jubiläen.

Die Zeit scheint an Jamaram tatsächlich spurlos vorübergegangen zu sein. Zumindest wirkt Sänger Samuel Hopf alias Samy Danger, einer der drei Gründungsmitglieder der Formation, so frisch wie eh und je, auch wenn er diesmal ohne seinen Kollegen Tom Lugo auskommen muss, der sich eine kleine Auszeit gegönnt hat. Stattdessen hat der in Bonn geborene Reggae-Musiker Jahcoustix diesen Platz übernommen – und erweist sich als perfekter Ersatz für den Mann mit dem Super-Mario-Schnautzbart. Er und Hopf haben damals in der bayerischen Hauptstadt gemeinsam angefangen, Musik zu machen, und auch wenn sich die Wege der beiden früh trennten, ist die tiefe Verbundenheit bis heute geblieben. Mühelos werfen sich die beiden die Bälle zu, eingebettet in den pulsierenden, lebendigen Sound Jamarams, der an diesem Abend noch bunter klingt als sonst. Die Rhythmen sind irgendwie kantiger, knackiger, was vor allem den flotten Stücken noch ein bisschen mehr Energie verleiht und sie nach vorne preschen lässt. Andererseits gibt es diese herrlich entspannten Sommer-Lieder wie „Appreciation“ oder auch ein Stück der Solo-Platte von Samy Danger, bei dem die restliche Band als a-cappella-Background-Chor agiert. Und dann tauchen auch noch jene Songs auf, bei denen man einfach nicht stillsitzen kann. „Green Leaf“ gehört in jene Kategorie, dieses charmante Öko-Lied mit der einzigartigen Hand- und Arm-Choreographie, aber auch das wilde „Lonely“, bei dem nicht nur getanzt, sondern auch ausgelassen gehüpft wird.

Zwei Stunden lang zaubern Jamaram dem Publikum ein Lächeln aufs Gesicht, zwei Stunden, in denen ein Konzert fast wieder so ist, wie es vor Corona war und wie es hoffentlich bald wieder bei jedem Auftritt eins Künstlers sein wird: unbeschwert, ausgelassen, ohne Angst. Ein schöneres Geschenk kann das „Over the Border“-Festival den Menschen kaum machen.

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