Almanac: Geburtstagsfeier der harten Art

15 Jahre Rock Times Production, 40 Jahre Hard Rock Club (HRC) Bonn: Zwei Jubiläen, die im vergangenen Jahr anstanden und aufgrund der Pandemie nicht angemessen gefeiert werden konnten. Dieser Missstand wurde nun in der Harmonie auf die einzig denkbare Art korrigiert. Also mit ganz viel Musik. Harter Musik. Kurzum mit Power Metal vom Feinsten. Veranstalter Jürgen Both hat anlässlich des Geburtstags seiner Agentur und seines Vereins (seit 1998 ist er Mitglied des HRC und seit einigen Jahren Vize-Präsident) ein ganz besonderes Konzert organisiert und erstmals die Band Almanac des ehemaligen Rage-Gitarristen Victor Smolski in die Harmonie geholt, die zusammen mit Gamma-Ray-Sänger Frank Beck von der ersten Sekunde an Vollgas gab und mit flirrenden Gitarren, brachialen Drums und melodischem Bombast das gezwungenermaßen sitzende Publikum ordentlich durchrüttelte.

Unverkennbar war dabei das Erbe von Rage: Insbesondere die ersten Songs hätten ebenso gut von „Ghosts“ oder „Welcome to the other Side“ stammen können, während spätere Nummern fast schon in Richtung Speed-Metal tendierten und den Gesang deutlich höher ansetzten. Für Beck allerdings kein Problem. Ohnehin erwies sich der Neuzugang, der erst mit dem 2020 erschienenen dritten Album „Rush of Death“ zu Almanac stieß, als hervorragende Ergänzung zu Smolskis rasantem Spiel und dem von ihm geliebten orchestralen Sound. Letzterer schöpfte während des Konzerts aus den Vollen, spielte mit „Unity“ eines seiner komplexesten Instrumentalstücke aus seiner „Rage“-Zeit – inklusive ausgedehnter Soli sowohl von ihm als auch von Bassist Tim Rashid und Drummer Kevin Kott – und holte zur Freude des frenetischen Publikums auch noch weitere Titel aus jener Ära aus seinem Repertoire, darunter „Down“ und „Empty Hollow“, die so frisch klangen wie vor 20 beziehungsweise 12 Jahren. 560 Tage nach ihrem letzten Auftritt sind Almanac somit kein bisschen eingerostet. Schade ist nur, dass die Band eine weitaus größere Bühne bräuchte, um ihr volles Potenzial zu entfalten: Ohne Orchester sind die sinfonischen Lingua-Mortis-Suiten einfach nicht denkbar. Geht es nach Victor Smolski, ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, bis so ein Mammutprojekt wieder realisiert werden kann. Man darf also noch hoffen.

Für den Hard Rock Club Bonn war das Konzert auf jeden Fall das perfekte Geburtstagsgeschenk. Seine Mitglieder haben in all den Jahren schon einiges erlebt, haben beim „Monsters of Rock“-Festival die AC/DC-Glocke abgebaut, haben Kiss, Deep Purple und andere kennengelernt und sind mit Iron-Maiden-Frontmann Bruce Dickinson um die Häuser gezogen. Die Spielfreude von Almanac nach anderthalb Jahren Auszeit dürfte ebenfalls lange im Gedächtnis bleiben. Und Jürgen Both? Plant mutig die nächsten Konzerte, auch wenn aufgrund der Pandemie die ersten schon wieder verschoben oder gar abgesagt werden müssen, darunter das von Carl Palmer (Emmerson, Lake and Palmer, Asia) und von Miller Anderson. Die Metallica-Tribute-Band Mytallica (23.10.), Rock-Gitarristin Erja Lyytinen und das schwedische Powerfrauen-Quartett Thundermother (15.11.) stehen aber derweil weiterhin auf dem Programm und dürften es in der Harmonie einmal mehr krachen lassen.

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