Dirty Deeds: Hardrock ohne Maske

Alex Kaiser kann es kaum fassen: „Es ist so geil, euch jetzt alle hier zu sehen, ohne Maske“, jubelt der Sänger der Bonner AC/DC-Tributeband Dirty Deeds, und gut 1000 Hardrock-Fans jubeln zurück. Für viele ist das Konzert im Kulturgarten an diesem 9. Juli das erste Live-Erlebnis seit einem Jahr, für Zuschauer ebenso wie für Musiker, und dann darf man gleich so unbeschwert feiern wie vor der Pandemie. Immerhin ist am selben Tag in Nordrhein-Westfalen eine neue Inzidenzstufe in Kraft getreten, mit der noch mehr Einschränkungen zurückgenommen worden sind, darunter eben die Maskenpflicht bei größeren Open-Air-Veranstaltungen. Auch tanzen dürfen die Besucher wieder, so lange sie einen gewissen Abstand wahren, mitsingen ebenfalls, und so beschwört der Auftritt der Deeds jene Normalität, nach der alle sich sehen und bei der noch immer nicht so ganz klar ist, ob sie jemals wiederkommen wird. Zumindest an diesem Abend ist wieder fast alles so, wie es sein sollte – vor allem als die Band das Gaspedal durchdrückt und ungebremst auf den „Highway to Hell“ zurast.

Selbstverständlich ist das nicht. Vor allem am Anfang wirken sowohl Band als auch Publikum noch ein bisschen zaghaft, müssen sich erst annähern und warm werden.  Die Erwartungen sind hoch, zumal sich die Deeds über die Jahre den Ruf als eine der besten AC/DC-Tributebands Deutschlands erarbeitet haben, doch einige Unsicherheiten beim Spiel und insbesondere Technikprobleme verhindern, dass Alex Kaiser und seine Kollegen sofort auf 180 kommen. Andererseits ist das nach einem Jahr Zwangspause nur allzu verständlich. Und spätestens nach einem etwas zögerlichen „Thunderstruck“ schalten die Deeds einen Gang oder auch zwei höher. Die Gitarren jaulen auf, Drums und Bass pulsieren und Alex Kaiser jagt seine Stimme in jene Sphären, die Bon Scott einst eroberte. 75 Jahre alt wäre der Frontmann von AC/DC an diesem Tag geworden, ein guter Grund für einen „Bad Boy Boogie“ zu seinen Ehren. Und der kommt an. Oh ja, der kommt an.

Das Publikum ist längst vollständig auf den Beinen, selbst die Liegestuhl-Fraktion in den vorderen Reihen steht weitgehend. Nur vereinzelt beschweren sich Besucher über eine zu geringe Lautstärke, statt froh zu sein, dass sie überhaupt etwas hören und erleben dürfen – eben ganz so wie vor der Pandemie. Dabei sollte doch längst jedem bewusst sein, dass die Vorgaben für Open-Air-Konzerte in der Nähe von Wohngebieten nur einen bestimmten Pegel zulassen, den die Kulturgarten-Veranstalter auch penibel einhalten. Schließlich will man auf dem Gelände auch in Zukunft feiern können. Die Dirty Deeds holen derweil aus ihren Instrumenten raus, was sie können, sehr zur Begeisterung der Menge, die nach den ersten Glockentönen weiß, was jetzt kommt. Und was dann folgt. Erst „Hells Bells“, dann „Back in Black“ und dann ein Top-Hit nach dem nächsten. Deshalb lassen sich die Fans auch nicht durch einen kurzen, aber heftigen Regenschauer stören. Regencapes raus und weiter geht’s. Die Deeds machen mit, feuern „High Voltage“, „TNT“ oder auch „Whole Lotta Rosie“ ab und spielen sowohl sich als auch das Publikum in Ekstase. Zum Schluss ertönt schließlich „Highway to Hell“, dann noch ein paar Zugaben – und schon ist das Konzert vorbei. Zu kurz, mag man denken, auch weil die rund zwei Stunden fast wie im Flug vergangen sind. Auch das also so wie immer. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Corona-Zahlen nicht wieder allzu sehr steigen. Denn eine Rückkehr der Einschränkungen ist vor allem den eh schon gebeutelten Künstlern nicht zu wünschen.

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