Quichotte: Zähne und Reime

„Das ist die allerletzte Veranstaltung auf der Welt“, ruft Quichotte im Pantheon aus. Galgenhumor. Immerhin hat die Bundesregierung erst wenige Stunden zuvor den zweiten Lockdown beschlossen, der vor allem die Kultur ins Mark trifft. Mal wieder. Quichotte muss also im Grunde wieder einpacken, bevor der Kölner Poetry-Slammer mit seinem neuen Programm „Schnauze“ so richtig loslegen konnte. Ärgerlich. Und vielleicht auch ein Grund, warum das Solo (mit Sidekick Flo an der Gitarre) trotz mancher guter Ansätze noch nicht ganz ausgereift zu sein scheint.

Eigentlich ist Quichotte ja ein hervorragender Versschmied, vor allem wenn er sich Zeit lässt und der Poesie freien Lauf lässt. Sein Klassiker „Das Orchester“ ist dafür ein Paradebeispiel, an das nun ein geschickt gereimter Text über die zerstörten Wälder seiner Kindheit anknüpft. Auch die satirischen Geschichten von seinem Lieblingsbäcker, der mit augenzwinkernder Misanthropie seine Kunden bedient, haben durchaus Charme und erinnern nicht von ungefähr im Duktus an Torsten Sträter. Doch verliert sich Quichotte schnell in diesen Erzählungen – oder flüchtet zu Shalalalala-Songs und Auslassungen über den Gebisszustand des 37-Jährigen. Braucht man das? Fünf Minuten lang? Je länger der Aufbau, desto stärker das Finale, so lautet eine zentrale Regel für das Schreiben von Bühnenprogrammen. Doch genau das klappt nicht immer, erst recht nicht bei dem aus- und abschweifenden Freestyle-Rap mit vom Publikum vorgegebenen Begriffen, den Quichotte quasi zum Höhepunkt des Abends stilisiert. Das kann er besser.

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