Undifferenziert betrachtet sind die Politiker schon eine eigene, seltsame Spezies. Eine, die ständig irgendetwas sagt, das zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus rauscht, ohne Substanz und ohne Nachhall. Zumindest erweckt das Ensemble Maxhütte in seiner Inszenierung von Wolfram Lotz' surrealem Sprechstück „Die Politiker“, die jetzt im Rahmen von west off im Theater im Ballsaal Premiere feierte, diesen Eindruck. Denn etwas Konkretes dürfen die von den jungen Theatermachern erwähnten Volksvertreter weder sagen noch fragen. Anstelle von Zitaten stehen vielmehr Leerstellen, gepaart mit Alltäglich-Banalem („Die Politiker machen sich Bratkartoffeln“) und Absurd-Performativem.
Da werden ein Zelt zum Ufo und Schwimmhilfen zu einem Mobilé, untermalt von einer Gemengelage aus Geräuschen und einem repetitiven Mantra aus der Konserve – Schauspielerin Amelie Barth bleibt derweil während eines Großteils der Aufführung stumm. Nicht dass sie irgendetwas beizutragen hätte. Was letztlich die größte Schwäche des Stücks darstellt.
Natürlich stellt auch die konsequent gebrochene Erwartungshaltung einer wie auch immer gearteten intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Politikerdasein eine ästhetische Komponente dar. Und ja, die zeigt auch durchaus Wirkung, zumal als Alternative zu den phrasenhaften Satzanfängen in Dauerschleife („Die Politiker sagen, die Politiker sagen, die Politiker sagen...“) und den gelegentlich auftauchenden waghalsigen Reimen („Die Politiker liegen auf dem Bauch / Da liege ich auch“) lediglich Schweigen angeboten wird – und das kann ein Großteil des Publikums offenbar weitaus schwerer ertragen als Textfragmente, die inhaltlich so leer sind wie der rosa Plastikflamingo, mit dem Barth in ihrem 80-minütigen Solo turtelt und der zu den wichtigsten Requisiten des Abends zählt. Doch ohne Unterbau, ohne Erdung und ohne eine Reflexionsebene hängt das Stück letztlich in der Luft. Und einen „König Lear“ wie im vergangenen Jahr in Berlin, wo Sebastian Hartmann eben jenen der Uraufführung des Lotz-Textes voranstellte, gibt es im Theater im Ballsaal ebenfalls nicht zu erleben. Der Symbolismus aus aufblasbaren Tieren und hohlen Nuss-Knabbereien, den Regisseurin Anne-Kathrine Münnich dabei bemüht und der durch das Sound- und Lichtdesign (Jakob Lorenz und Jan Widmer) geschickt in Szene gesetzt wird, kann da leider ebenfalls nicht helfen, verstärkt er doch nur die Übertreibung des Textes, statt diesem eine Reibungsfläche zu bieten. Auf diese Weise wird die Bedeutungsebene gnadenlos geräumt und die Relevanz zur Redundanz degradiert. Für den einen oder anderen Politiker mag dies ebenfalls gelten – doch Theater sollte mehr wollen.
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