Gedankenlesen? Kann Timon Krause nicht. Sagt er zumindest. Aber vielleicht will er auch nur, dass man genau das glaubt, weil es ja sonst doch ein wenig unheimlich wäre, wenn ein 26-Jähriger so ziemlich alles über einen Menschen herausfinden könnte, wenn er sich nur gut genug konzentriert. PIN-Nummern zum Beispiel, Geburtsdaten, Jobs oder auch Sehnsüchte. Obwohl, genau das tut Krause ja. Und zwar öffentlich. „Comedy in Mind“ heißt die Show des charmanten Mentalmagiers, der am vergangenen Sonntag im Haus der Springmaus gleich zwei gut besuchte Vorstellungen gegeben hat und sein Publikum immer wieder mit seinen Fähigkeiten verblüffte. War das Telepathie? Oder doch nur eine geschickte Mischung aus Beeinflussung, Intuition und dem Lesen von Mikroausdrücken? Das bleibt Krauses Geheimnis. Für das Publikum war es auf jeden Fall eine besondere Erfahrung – und zwar sowohl im Saal als auch auf der Bühne.
In der Tat schreckte Krause nicht davor zurück, immer wieder Freiwillige zu verpflichten und zu sich zu bitten. Natürlich mit Maske, Abstand und im Notfall sogar mit Einmal-Handschuhen, so wie es nun einmal derzeit unumgänglich ist – aber anders hätte die Show einfach nicht funktioniert. Krause brauchte den Kontakt zum Publikum, wenn er die Wirkung eines scheinbaren Placebo demonstrieren oder Gäste auf bestimmte Positionen lotsen wollte. Vor allem sein „Thought Planting“, bei dem er mit Hilfe von Musik gewisse Impulse setzte, war eine bemerkenswerte Lektion in der Manipulierbarkeit des menschlichen Geistes. Doch während sich diese Nummern noch rational erklären ließen, sprengten seine Wahrsager-Talente die Skala. Ein Blick genügte dem Lockenkopf, um Namen zu erraten, Sternzeichen zu benennen und Fragen zu beantworten, noch bevor die Mitwirkenden diese gestellt hatten. Wie ein Maschinengewehr spuckte Krause Informationen aus, die er eigentlich nicht wissen konnte und die sich angesichts der verblüfften Mienen der Gäste allesamt als wahr herausstellten. Alles nur ein Trick? Wahrscheinlich. Aber wenn, dann ein unglaublicher.
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