Farfarello: Folkrock mit Götterfunken

Die Geige jault, die Gitarre schrammelt, der Bass bebt, und alles ist gut. Der raue, ungeschliffene Sound von Farfarello ist nun einmal dem Rock ebenso nahe wie dem Folk – und doch ist das Spiel des Trios deswegen nicht minder virtuos. Ganz im Gegenteil: Vor allem Geiger und Flötist Mani Neumann tanzt mit unbändiger, roher Energie über die Saiten und über die Luftlöcher und feiert auf seine Weise den Auftritt in der Harmonie, der für ihn und seine Bandkollegen eine ganz besondere Bedeutung hat. Immerhin findet er statt, was in Pandemiezeiten leider nicht selbstverständlich ist. „Aber die Harmonie ist schon eine treue Seele“, betont Neumann und blick in die Augen des Publikums. „Ihr auch“. Und genau aus diesem Grund geben Farfarello an diesem Abend Vollgas, verknüpfen rumänische und irische Einflüsse mit der Wucht und der Vielfalt des Progressive Rock und verneigen sich sogar vor Beethoven.

Ja, auch die Klassik ist Farfarello nicht fern. Immerhin hat sie Neumann und Gitarrist Ulli Brand einst zusammengebracht. Letzterer suchte einst einen Violinisten, mit dem er anlässlich des Geburtstags seiner Mutter den „Csárdás“ von Vittorio Monti spielen konnte, und stieß dabei auf Neumann. 40 Jahre ist dieses erste Treffen jetzt her: Für die beiden ein Jubiläum, das eigentlich mit einer Tour hätte gefeiert werden sollen, auch wenn sich Farfarello erst 1982 gründete. Jetzt bleiben nur vereinzelte Auftritte, so wie eben in Bonn, wo auch das Beethoven-Jubiläum unter die Corona-Räder gekommen ist. Das kann Neumann so nicht stehen lassen. Also spielt er kurzerhand die „Ode an die Freude“, kraftvoll, dynamisch, leidenschaftlich, bevor es so richtig wild wird. Und auch wenn Neumann mit seiner Geige und später auch mit Tenor- und Sopranblockflöte die Richtung vorgibt, geht es im Notfall auch mal ohne ihn. Brand und Bassist Urs Fuchs spielen sich dann mühelos die Bälle zu; am Ende des Konzerts steht ersterer sogar ganz alleine auf der Bühne und zeigt, dass er die Menge mit Barré-Akkorden ebenso im Griff hat wie mit feinen Fingerpicking-Einlagen.

Das Publikum, das mit ausreichend Platz in der Harmonie sitzt und doch ruhig noch etwas größer hätte sein können,  ist auf jeden Fall begeistert, auch wenn die Abmischung mitunter ein wenig metallisch klingt. „Wir sind einfach froh, dass es endlich wieder was Vernünftiges auf die Ohren gibt“, ruft einer Neumann zu. Und der liefert zusammen mit seinen Freunden ab, dehnt die Stücke immer weiter aus, spielt sich mit funkelnden Augen in Ekstase und reißt die Fans mühelos mit. Für gut anderthalb Stunden ist die Pandemie nur Nebensache. Besser geht’s kaum.

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