Local Ambassadors: Party mit Unterbrechungen

Die Welt ist ins Brückenforum gekommen, zumindest musikalisch. Kubanische Klänge mischen sich mit syrischem Rap, afrikanische Rhythmen mit deutschen Texten, krachende Gitarren mit fast schon sakralem Gesang: Wenn die Local Ambassadors aufspielen, ist (fast) alles möglich. Die Band um den Fanta-Vier-Perkussionisten Roland Peil hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen damit gemacht, mit ihren Mitteln alle Grenzen zu überwinden. Kein Wunder also, dass sie die Stamm-Formation des Bonner Weltmusik-Festivals „Over the Border“ ist, ja dort überhaupt erst gegründet wurde. Und so ist es nur konsequent, dass die Local Ambassadors auch dessen einziges Konzert in diesem Jahr gestalten sollen – alle anderen Veranstaltungen wurden corona-bedingt in Februar und März des kommenden Jahres verschoben. Schade nur, dass die Musik an diesem Abend immer wieder unterbrochen wurde. Und die Spannung Achterbahn fuhr.

Letztlich fiel es den Veranstaltern auf die Füße, dass sie einfach zu viel wollten. Es sollte gefeiert werden, zumindest soweit dies die derzeit geltenden Schutzverordnungen zuließen, aber gleichzeitig sollte das Publikum auch aufgeklärt werden über die Flüchtlingssituation und ihre Gründe. Das Grußwort von Sascha Eskandari, dem stellvertretenden Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, hätte dafür völlig ausgereicht, doch stattdessen kam auch der Historiker Serge Palasie zu Wort, der in einem sprachlich anspruchsvollen und inhaltlich skelettierten Vortrag den Bogen von Kolonialismus und „transatlantischem Versklavungshandel“ zu Rohstoff-Ausbeutung und anderen Flucht-Ursachen schlug. Grundsätzlich wichtig, keine Frage – aber nicht mitten in einem Konzert. Und erst recht nicht zwei Mal.

Trotz dieser ermüdenden Intermezzi gelang es den Local Ambassadors und ihren Gästen immer wieder, die Stimmung zu retten. Vor allem die beiden Sängerinnen Melane Nkounkolo und Mirta Junco rissen das Publikum ein ums andere Mal von den Füßen – oder hätten es getan, wenn dieses denn hätte aufstehen dürfen. „Tanzt ruhig auf den Stühlen, aber bleibt bitte sitzen“, musste Roland Peil irgendwann sagen, nachdem Rapper Murdereyez im Eifer des Gefechts alle im Saal dazu aufrief, sich zu erheben und damit die Sicherheitsleute auf den Plan rief. Optimal war diese Einschränkung sicherlich nicht, vor allem bei Musik, die einfach unweigerlich in die Beine ging. Dafür aber notwendig. Davon abgesehen ging es ja auch so, ob nun der Kubaner Ney Portales Erinnerungen an den Buena Vista Social Club weckte oder Pape Samory Seck mit seiner Band African Melody ein perkussionistisches Feuerwerk entfachte. Einzig das Duo Byrd & Ward, die Anfang des Jahres den Wettbewerb „Dein Song für eine Welt“ gewann, konnte mangels Ausstrahlung nicht überzeugen und war darauf angewiesen, dass ihr Mentor Manu Meta die für guten Hip Hop unabdingbare Präsenz mit auf die Bühne brachte. Am Ende, nach gut zweieinhalb Stunden ohne Pause und dem großen Finale mit Sängerin Kande Kanté, war das Publikum dennoch glücklich und zufrieden. Für einen anderen Eindruck sind die Local Ambassadors dann doch einfach zu gut.

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