Vince Ebert: Ein erster Lackmus-Test

Eigentlich, so suggeriert es zumindest der Titel, soll es an diesem Abend um Wissenschaft gehen. Harte Fakten also, vielleicht sogar mit ein paar Sätzen zur Corona-Pandemie? Von Vince Ebert ist man letztlich genau das gewohnt. Der beliebte Wissenschaftskabarettist hat bei seiner ersten von drei Vorpremieren im Haus der Springmaus, das nach einem kleinen Testlauf Ende August nun offiziell seine Spielzeit beginnt, allerdings andere Pläne. „Make Science Great Again“ hat er sein neues Programm benannt – doch ähnlich wie bei Donald Trump, dessen Wahlkampf-Slogan Ebert hier persifliert und über den er ansonsten weitgehend schweigt, geht es eher um Persönliches denn um die Sache, in diesem Fall um die Erfahrungen des 52-Jährigen in New York. Dort hat sich Ebert ein Jahr lang als Stand-Up-Comedian versucht, nebenher Vorträge an Universitäten gehalten und  plaudert nun aus dem Nähkästchen. Was durchaus unterhaltsam ist. Aber nur wenig erklärt.

Dabei geht es um Wissenschaft doch genau darum, wie Ebert selber betont. „Sie kann ihnen nicht sagen, wie Sie sich verhalten sollen, wohl aber wie bestimmte Mechanismen funktionieren“, sagt der diplomierte Physiker. Die Welt versteht man damit allerdings nicht mehr, dafür ist sie inzwischen viel zu komplex und die Fragestellungen entweder zu groß oder zu speziell. Oder zu aufgebauscht. „Wir haben den Blick auf das Wesentliche verloren“, konstatiert Ebert denn auch und kritisiert, dass etwa in Deutschland die Zahl der Lehrstühle für Gender-Forschung die für Pharmazie übersteigt. Ohnehin ist ihm die dadurch befeuerte Political Correctness, für die er in den USA etliche Extrem-Beispiele findet, ein Dorn im Auge: Wenn die Evolutionstheorie zum Schutz religiöser Gefühle aus dem Unterricht verbannt wird oder wenn Vergewaltigung als Straftatbestand aus dem Kurrikulum des juristischen Seminars einer Elite-Universität gestrichen werden soll, um nicht eventuelle Traumata wieder aufbrechen zu lassen, geht ihm das eindeutig zu weit. Wobei er letztlich doch wieder bei der Wissenschaft gelandet ist, zwar als soziologischer Komponente, aber immerhin. Und wer weiß, vielleicht baut Ebert sein Programm ja auch noch ein wenig um. Dafür sind Vorpremieren schließlich da.

Für die Springmaus ist die Veranstaltung mit Vince Ebert auf jeden Fall ein guter Lackmus-Test. Der Saal ist für Corona-Verhältnisse gut gefüllt, auch wenn das Theater derzeit mit jeder Veranstaltung Verluste machen wird, weil es nicht genug Plätze freigeben darf, um in die schwarzen Zahlen zu gelangen. Immerhin nimmt das Publikum das Angebot an, fühlt sich sichtlich wohl und hat trotz mancher Einschränkungen eine gute Zeit. Jetzt bleibt zu hoffen, dass dies auch so bleibt.

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