Dennis aus Hürth: Alles Egal

Der erste Eindruck zählt. Immerhin so viel hat Dennis aus Hürth nach acht Jahren auf der Pierre-Littbarski-Berufsschule gelernt. Wenn er am Anfang den richtigen Eindruck macht, dann läuft's. Und so kommt der 21-jährige Proll mit dem IQ eines Zwerghamsters denn auch stilecht über ein Dixi-Klo auf die Bühne der Bonner Oper, um sowohl über seine Mühen auf der Baustelle als auch über den Wendler, die Nackedei-Turtelshow „Adam sucht Eva“ und „Let's Dance“ zu reden.

RTL-II-Unterhaltung für all die Ottos da draußen, für die Bros und Ladies, die selbst am Karnevalssonntag in Scharen zum Boeselagerhof gekommen sind, um eine Kunstfigur zu bejubeln, die in seinem Solo-Programm „Ich seh voll reich aus“ genüsslich die Pointen aus dem Abfluss kratzt und sie dem Publikum dann auf dem Silbertablett serviert. Na dann Mahlzeit.

Dabei ist der Dennis, hinter dem sich der 46-jährige Schauspieler Martin Klempnow verbirgt, eigentlich ein ganz netter Assi. Wer zu spät kommt, wird persönlich begrüßt, gleiches gilt für Handwerker aller Art. Er ist eben einer aus dem Volk, der Dennis, ein ganz normaler Chaot, der sich über die großen Themen des Alltags auslässt. Also über Augenbrauen und Achselbehaarung von Frauen, über Teenager in Baggy-Pants und über das abgeschminkte Gesicht seiner Freundin Larissa. Das kommt an. „Kennt ihr die?“, fragt der Dennis gerne, bevor er sich wieder auf ein Klischee stürzt und über die Jugend von heute lästert, und im Saal erklingt zustimmendes Gemurmel. Problematisch wird dies allerdings dann, wenn der Mann mit dem Käppi und dem Waschtrommelbauch andere Nationalitäten ins Visier nimmt, wenn er arabische Mitbürger in ihre Telefone schreien lässt und angesichts des China-Restaurantschiffs auf der Beueler Seite die Kombination von Seegang und flottem Otto auch aus seinem Mund rinnen lässt. Solche Sprüche sind echt nicht nötig. Aber das ist Dennis doch eh egal, wie er immer wieder gerne betont.

„Egal“ – das ist ohnehin eines der Lieblingsworte des Abends. Ein Griff ins Klo? Egal. Einer macht sich zum Affen? Egal. Das Programm ist inhaltsleer? Egal, Egal, Egal! Hauptsache, die Leute haben Spaß. Warum auch immer. Dabei kann der Dennis mehr. Wenn er denn will. Als er sich mit einem Pärchen  unterhält, auf einmal ein Ring-Kästchen herausholt und sich für einen kurzen Moment als Liebesbote ausgibt, stockt zumindest für einen Moment allen im Saal der Atem. Ein Antrag? Beim Dennis aus Hürth? Wirklich? Nein. Alles inszeniert, um das Pärchen vorzuführen. Aber immerhin gut umgesetzt. Dafür hat Dennis ein Fleiß-Sternchen verdient. Nur mit dem peinlichen Rest fällt er durch. Mal wieder. Na ja – ist doch egal.

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