Wigald Boning: Die Sucht nach Extremen

Für Olympia hat es nicht gereicht. Schon als Jugendlicher wollte Wigald Boning zur Weltspitze des Sports gehören, wollte sich zu Höchstleistungen anspornen, an seine Grenzen gehen und darüber hinaus. Doch als Diskuswerfer konnte er nicht glänzen, und als er Jahre später im zweiten Versuch mit dem Laufen anfing, war er schon längst bekannt wie ein bunter Hund, dank RTL Samstag Nacht und seiner Zeit mit Olli Diettich als „Die Doofen“. Das Duo war zuvor sogar schon im Vorprogramm von Jon Bon Jovi aufgetreten, ein Ritterschlag, den Boning trotz seines Enthusiasmus auf keiner Aschebahn würde toppen können. So blieben die Olympischen Spiele ein Traum. Doch die Leidenschaft für den Sport brannte weiter. Im Haus der Springmaus hat der Komiker nun davon berichtet – und für sein Programm „Wie ich Weltmeister im Langsamschwimmen wurde“ ausgerechnet die Form eines Dia-Vortrags gewählt.

Der 53-Jährige sucht ein ums andere Mal die Herausforderung. Ein Marathon hat ihm schnell nicht mehr gereicht, es müssen schon 100-Kilometer-Läufe sein, 24-Stunden-Mountainbikerennen oder eine Tour mit einem Klapprad von Garmisch-Partenkirchen über den Manghenpass bis nach Venedig. Gesund ist diese Jagd nach Extremen nicht, wie Boning selbst eingestehen muss: Ein Ultramarathon hat ihn immerhin sechs Fußnägel gekostet. Schön ist diese Vorstellung nicht. Unterhaltsam ebenso wenig. Immerhin hat Boning in diesem Moment kein Foto gemacht, obwohl er doch sonst alle möglichen Begebenheiten bildlich festgehalten hat. Die entsprechenden Aufnahmen zeigt er dem Publikum, das sich durch Sturm „Sabine“ gekämpft hat, mit der Begeisterung der Simpson-Schwägerinnen Pattie und Selma; leider scheint er zumindest in der Fotografie auch deren Sinn für Ästhetik zu teilen. Die oft belanglosen Schnappschüsse zeugen auf jeden Fall nicht von der Schönheit der Landschaften, die Boning so preist. Klar, für mehr ist auch keine Zeit, wenn man sich das Ziel gesetzt hat, in zweieinhalb Tagen über die Alpen bis nach Rom zu radeln und der Leistungsanspruch zählt und nicht der Genuss. Ob man damit aber einen ganzen Abend gestalten sollte, sei dahingestellt. Begleitet von einem mitunter zwar witzigen, oft aber auch banalem Vortrag über die Anstrengungen und Besonderheiten der verschiedenen Touren lässt Wigald Boning so seine sportlichen Erfolge Revue passieren, die zwar aller Ehren wert sind – aber für Olympia ebenso wenig reichen wie für eine spannende Bühnenshow.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0