Die Geige spielt zum Tanz auf, und alle machen mit: Bei echter, urtümlicher Cajun-Musik können nur die wenigsten die Beine still halten. Die fröhliche Musik der frankophonen Einwanderer, die im 18. Jahrhundert über Kanada in die Sumpfgebiete von Mississippi und Louisiana zogen, erfordert geradezu eine Feier, einen Ball, ein „Fais Do Do“, stilecht mit einer ordentlichen Portion Jambalaya und dem ein oder anderen Mondschein-Whisky. Hierzulande reicht es dann immerhin noch für ein Konzert von Le Clou.
Die Bonner Band hat sich ganz diesen traditionellen Klängen verschrieben und pflegt sie seit inzwischen 44 Jahren. Doch seit Mitbegründer Michel David 2017 ausstieg und seinen Part als Frontmann auf die Schultern von Geiger Johannes Epremian packte, ist die Formation ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten, trotz der Unterstützung durch Gitarrist Steve Crawford. Jetzt haben Le Clou in der Harmonie gespielt – und kam dort nur bedingt in Fahrt.
Dabei hat sich am Repertoire der Band nicht wirklich etwas geändert. Flotte Two-Steps und langsame Walzer stehen weiterhin auf dem Programm, doch statt der wilden Energie früherer Jahre haben
diese inzwischen den Esprit eines Tanztees. Wie könnte es auch anders sein, wenn ein Musiker alleine die Spannung halten muss. Epremian ist Dreh- und Angelpunkt von Le Clou, Rampensau, Fiddler
und Sänger und der einzige, der immer wieder Kontakt zum Publikum sucht. Crawford steht derweil am Rand, ebenso wie Gründungsmitglied und Multiinstrumentalist Yves Gueit. Gut, letzterer hat sich
schon immer lieber im Hintergrund gehalten, aber gerade Crawford könnte ruhig mehr machen. Vor allem singen. Denn damit ist Epremian definitiv überfordert. Seine Stimme kann den Raum nicht
füllen, klingt oft gepresst und bemüht statt charismatisch. Das hört man vor allem bei einem Solo-Stück des Deutsch-Armeniers, zumal ihm dabei jegliche Rückendeckung fehlt und er sich entscheiden
muss zwischen seiner Geige (die er meisterhaft beherrscht) und seinem Gesang. Er sollte ersteres wählen.
Dennoch schaffen es Le Clou irgendwann, das Publikum zu begeistern. Einige erheben sich sogar von ihren Stühlen und wagen ein kleines Tänzchen, um so der Musik ihre Rechtfertigung zu geben, die
vor allem instrumental die dringend benötigte Dynamik gewinnt. Wenn Gueit zu seinen Flöten greift, Epremian den Bogen fliegen lässt und Crawford zusammen mit Bassist Gero Gellert und Drummer
Ralph Schläger das fetzige Fundament bildet, tritt der Geist des Cajun doch noch zu Tage. Immerhin.
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