Irische und schottische Balladen nehmen in der Regel kein glückliches Ende. Mindestens eine Person ist am Ende tot, oft getötet vom Liebhaber oder vom Ehepartner, und wenn sich die tragische Geschichte in den rauen Highlands ereignet, steigt die Zahl der Opfer noch einmal beträchtlich an. Dennoch gehören diese Lieder zu den schönsten ihrer Art, wird das Schaurige doch in traumhafte Melodien verpackt – und wenn diese dann noch von einer Weltklasse-Formation wie Cara interpretiert werden, bleibt keine Seele nicht unberührt. Am vergangenen Sonntag hat das Quartett um Gründerin, Fiddlerin und Sängerin Gudrun Walther in der Harmonie nun ihre Magie gewirkt und den reichen Schatz des Folk vor dem begeisterten Publikum ausgebreitet. Ein Genuss.
Eingebettet in pulsierende Jigs und Reels, die unweigerlich in die Beine gingen und nur aufgrund der Bestuhlung im Saal nicht zum Tanz animierten, zelebrierten Cara die Moritaten mit
herausragender Intensität und immenser Spielfreude. Hendrik Morgenbrodt faszinierte mit dem klagenden Klang seiner Uillean Pipes, während Gitarrist Jürgen Treyz zwischen seine virtuosen Pickings
auch mal eine Slide-Technik einbaute. Dazu gesellten sich das lebhafte Spiel von Gudrun Walther sowie die Sound-Teppiche aus dem Keyboard von Singer-Songwriterin Kim Edgar, die unter anderem für
die aktuelle Single „Mòran Taing“ verantwortlich ist. Ja, im Gegensatz zu manchen anderen Folk-Formationen setzen Cara sowohl auf traditionelle Stücke wie auch auf eigene. Zu letzteren zählt
neben dem amüsanten „The Naked Man In The Whirlpool“ auch „Isn't it time“, ein überaus politisches Lied. „Wir alle haben ja wahrscheinlich früher am Lagerfeuer gesessen und Folk-Songs wie 'The
times they are a-changing' gesungen“, sagte Walther. „Ich habe diese Musik immer geliebt, wollte sie aber nie auf der Bühne singen. Das hat sich an dem Tag geändert, als Donald Trump Präsident
der Vereinigten Staaten wurde.“
Auch bei den Traditionals gingen Cara eigene Wege. So spielten sie ihre Version von „A Warning To Married Women“, einem erstmals 1650 verschriftlichten Lied über eine verheiratete Frau, die Mann
und Kind zu Gunsten eines feschen Liebhabers verlässt, der sich allerdings als der Teufel in Person entpuppt, aber auch mit dem wunderschönen „Haul Away, Boys“ das einzige Seemannslied der Grünen
Insel mit einem Happy End. Das gab es letztlich auch für das Konzert, so dass die Hoffnung besteht, dass Cara bald wiederkommen. Dann wohl mit einem neuen Album. Und noch mehr Balladen.
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